Die Zeitung ist tot? Es lebe die Zeitung!

petzDie Zeitung ist tot? Es lebe die Zeitung!

Eine Denkschrift zur Zukunft der Printmedien
von Hermann Petz

Innsbruck/Wien: Haymon Verlag 2015, 174 Seiten, 18 EUR

ISBN 978-3-7099-7199-4

(vo) Hermann Petz, Jahrgang 1961, ist seit 25 Jahren in der Moser-Holding AG tätig und heute ihr Vorstandsvorsitzender. Dieses Verlagshaus im Besitz der Familie Moser gibt u.a. die Tiroler Tageszeitung heraus. Zugehörig ist das Portal „tt.com“. Mit „TT Kompakt“ erscheint im Verlag auch eine Gratiszeitung für Pendler im halben Berliner Format. Hermann Petz ist auch im Vorstand des VÖZ und Delegierter der ENPA. Er hat also hinreichend Erfahrungen mit „Change“-Prozessen, Digitalstrategien, und den zugehörigen Diskussionen. Und sich nun seinen Ärger vom Leib geschrieben gegen den Unglauben an die Zukunft der Printmedien. Dabei bleibt er in der Medienwelt und erörtert, was funktioniert, was nicht funktioniert, was digitale Medienangebote besser können, aber eben auch was Print besser kann.

Sein Fazit „Zwei Kanäle – zwei Bedürfnisse“ bereitet er in acht Kapiteln vor: „Schöne neue Onlinewelt“, „die Zeitungsszene“, „Zeitung als Medium der Klugen“, „Qualitätsjournalismus“, „Was das Netz kann – und was nicht“, „Wenn das Netz gefährlich wird“, „Was die gedruckte Zeitung auch in Zukunft besser kann“, „Medienpolitik in Österreich“. Dabei webt er vielfältige Befunde und Quellen in seine Argumentation ein.

Es ist kein wissenschaftliches Buch, aber ein analytisches – klare und schlüssige Gedankengänge, Betrachtungen des Themas aus unterschiedlichen Perspektiven, in-Beziehung-setzen auch von Aspekten wie Manipulation oder Datenausspähung beim Onlinelesen im Vergleich zum Zeitungslesen. Es zeigt deutlich die Grenzen von Onlinemedien auf, nicht zuletzt in Bezug auf ihre Funktionalität: Wenn die vielgepriesene Zugangsoffenheit und Interaktivität zur Multiplizierung der Krawallhanseln und Dorfdeppen führt und zugleich die Inszenierung von PR-Profis die journalistische Aufklärung ersetzt – dann zeigen sich die Stärken von Print wieder deutlicher. Und ökonomisch ist die einfache Wahrheit: Dem Printjournalismus geht es deutlich besser als dem Onlinejournalismus – auch 20 Jahre nach den ersten journalistischen Webangeboten im Netz. Ein lesenswertes Buch, selbst wenn man sich nicht alle Gedanken (zum Beispiel zur öffentlichen Presseförderung) zu eigen macht.