Publizistische Jugendmedien
Im 20 Jahrhundert war es für Wisenschaft und Praxis kein Problem, das spezifische Medienportfolio der Jugend darzustellen und zu analysieren: Über kommerzielle, alternative und gemeinnützige Jugendmedien gab es mehrere große Forschungsprojekte. In der zweiten Hälfte dominierte kommerziell zwar die BRAVO, sehr viele jugendliche Lebenswelten hatten aber ihre eigenen Medien mit starker Nutzerbindung.
Wie ist das aber im 21. Jahrhundert? Über die Mediennutzung von Jugendlichen wird weiterhin zwar viel geforscht, aber alles bleibt Gattungsforschung: Untersucht wird nur, ob Tagespresse, Publikumspresse, Hörfunk, Fernsehen, publizistische Websites oder online Videos genutzt werden, nicht aber: Welche Titel, welche Websites und deren Charakteristiken und Inhalte. Inhaltlich geht es nur im Bereich der Jugendliteraturforschung zu, die inzwischen den Begriff „Jugendmedien“ für ihr Forschungsfeld reklamiert.
Sind Jugendliche (hier weit gefaßt von 12 bis 24 Jahren) heute mehr und mehr fragmentierte Nutzer, die eigene Medien gar nicht mehr haben, Weltpolitik bei Spiegel Online konsumieren, ansonsten übers Smartphone individuell whatsappen, gamen und Musik hören? Die ihre Lebenswelt-Infos über YouTube-Stars beziehen, ansonsten googlen oder Wikipedia um Informationen nachsuchen?
Gibt es heute überhaupt noch publizistische Jugendmedien als Orte der Selbstvergewisserung von Jugendlichen? Wo werden Diskussionsprozesse angestoßen, bestehen offene Plattformen und Foren für Jugendliche? Was wird aus der Leser-Blatt-Bindung, wenn heute Medien keine Jugendlichen mehr „binden“, Jugendliche gar nicht mehr „ihre Medien“ haben? Was bedeutet das alles schließlich für das heute viel diskutierte Vertrauen in „die Medien“?
Gerne würden wir hierzu ein Forschungsprojekt starten, aktuell suchen wir nach Partnern und Förderern. Wenn Sie Interesse an dem Thema haben, melden Sie sich gerne bei uns. Vielleicht kommen wir ja zusammen.