Nachhaltigkeit als Gegenstand

Nachhaltigkeit als Gegenstand und Zielgröße
der Rezeptions- und Wirkungsforschung

Aktuelle Studien und Befunde

hrsg. von Anna Sophie Kümpel und anderen

Baden-Baden: Nomos 2022, 249 Seiten, 54,00 EUR
ISBN 978-3-8487-8221-5

 

(av) Dieser Sammelband mit elf Beiträgen dokumentiert Vorträge einer aufgrund Corona online abgehaltenen Tagung 2021 der DGPuK-Fachgruppe Rezeptions- und Wirkungsforschung. Vorgabe war wohl, Beiträge zum Thema „Nachhaltigkeit“ einzureichen, wobei auf eine einvernehmliche Begriffsklärung verzichtet wurde. Entsprechend willkürlich erscheinen die Forschungsgegenstände und -designs. Die Zufälligkeit der behandelten Kommunikationswelten liegt zwar in der Natur von Tagungen. Aber als Publikation, da hätte sich der Rezensent sehr gewünscht, das die vorgenommene weitgehende Fokussierung auf gesellschaftliche Kommunikationsplattformen („Social Media“) bereits im Titel deutlich wird.

Nahezu jedem Aufsatz ist ein Abstract vorangestellt, das aber leider nicht immer ein Abstract ist. So erfahren wir mitunter nicht den Inhalt sondern, zB. beim Thema „GreefluencerInnen“: „(…) Die vorliegende Analyse gibt einen exemplarischen Überblick über … und identifiziert zukünftigen Forschungsbedarf für…“. Das ist kein Abstract, sondern ein Klappentext.
„Sinnfluencer*innen“ – so der zweite Aufsatz – sind glaubwürdiger durch Sachkompetenz und Wohlwollen. Der dritte Aufsatz zeigt: Posts zu Plastikverschmutzung auf Instagram erhalten mehr Zuwendung, wenn sie konkret sind, also personelle und geografische Bezüge herstellen. Ein Beitrag zu extremen Botschaften gegen „tierbasierte Ernährung“ testet auf der Basis eines fiktiven (kontextlosen?) „Online-Artikels“ die Reaktionen. Das Ergebnis bestätigt bereits vorliegende Fortschungsbefunde: Extrem furchteinflößende Botschaften und vermenschlichte Darstellungen von Tieren sind kontraproduktiv. Ein weiterer Aufsatz beschreibt ein Experiment mit Umweltschutz-Thema: Wurden in einem Videoausschnitt aus einer Naturdokumentation Schuldapelle in die Szenen der Umweltveränderung eingebaut, so zeigten sich bei anschließenden Befragungen größere umweltschützende Verhaltensintentionen als bei neutralen Darstellungen.

Wird Nachhaltigkeit als Kriterium bei Konsumentscheidungen durch auf gesellschaftlichen Plattformen („social media“) geteilte Hinweise gefördert? Hierzu wurden in einer Studie „Facebook-Nutzer:innen“ experimentell befragt. Egal ob Journaisten oder „Freunde“ die Nachhaltigkeit von Unternehmen positiv oder negativ bewerten – der Effekt als Bewertungsübernahmen oder auf vorgestellte Konsum-Entscheidungen fehlte oder blieb gering.

Auf Facebookseiten von Einzelhandelsketten diskutieren Nutzer/-innen Ernährungsthemen. Mittels vergleichender qualitativer Inhaltsanalysen im Jahr 2018 stellt ein weiterer Beitrag fest:  „Während in UK und Deutschland das Thema Ernährung und Lebensmittel sehr deutlich im Kontext von Nachhaltigkeit diskutiert wird … ist dieser Themenbezug in Kanada kaum, in den USA und Südafrika so gut wie gar nicht vorhanden.“ (S. 178)

Weitere Artikel befassen sich mit genderbasierter Diskriminierung auf Twitter, Green Advertisements in Zeitschriftenmagazinen von zehn Staaten sowie mit den Möglichkeiten von Virtual Reality.

Fazit: Die wesentliche Funktion von Tagungsbänden ist leider häufig, Literaturlisten der Autorinnen und Autoren zu verlängern und nicht, Leserinnen und Lesern den aktuellen Forschungsstand zu einem klar abgegrenzten Thema lesbar zu vermitteln. Insofern sind die Aufsätze in diesem Werk für Personen von Interesse, deren Focus erstens auf gesellschaftliche Kommunikationsplattformen liegt und die sich zweitens über Möglichkeiten kommunikationswissenschaftlichen Erkenntnisgewinns zu Kommmunikationsverhalten und -wirkungen dieser Plattformen zu aktuellen gesellschaftliche Diskursen informieren möchten.

 

 

 

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