Lokalblogs, Regionalblogs, hyperlokale Onlineangebote – Einführung in das Thema
In vielen Orten Deutschlands betreiben Menschen online Angebote, um über ein bestimmtes Verbreitungsgebiet zu berichten, und dies mit sehr unterschiedlichen Zielsetzungen. Jenseits der etablierten Printmedienverlage, die auch online mit Geschäftsmodellen experimentieren.
Wir meinen nicht die vielen privaten Blogs, auf denen Einzelne in zufälligen Abständen ihre Ansichten und Impressionen verbreiten. Obwohl auch diese Blogs ein interessantes Thema sind, weil diese Autor*innen mitunter ganz ausgezeichnete Lifestyle- oder Freizeitwert-Berichterstattung zu ihrer Region leisten.
Wir focussieren auf Angebote mit lokalpublizistischen oder auch regionalpublizistischen Ambitionen, die sich darum bemühen, regelmäßig für das Verbreitungsgebiet Nachrichten und Autorenbeiträge zusammenzutragen – nicht unbedingt täglich, aber doch zumindest mehrmals in der Woche. So eine richtig treffende Bezeichnung dieser Onlineangebote hat sich in Deuschland noch nicht durchgesetzt. Im Englischen heißen sie in Abgrenzung zu thematischen Blogs „Placeblogs“, im Deutschen „Lokalblogs“ oder „Regionalblogs“ oder gar „hyperlokale Blogs“. Dialektgefärbte Begriffe gibt es für Stadtteilblogs: Veedelsblogs (Köln), Kiezblogs (Berlin). Wobei die Bezeichung „Blog“ ja eigentlich etwas sehr Individualistisches in sich trägt – gewissermaßen als Tagebuch eines Einzelnen. Aber der Begriff stammt von der zumeist genutzten Blogsoftware – häufig WordPress. Vielleicht könnte man daher besser und treffender von „Sites“ reden: Lokalsites, Regionalsites, Stadtteilsites. Doch das ist ungewohnt und wird sich wohl nicht durchsetzen. Bleiben wir also bei Blogs.
Wir wollen in naher Zukunft eine systematische Bestandsaufnahme solcher ortsbezogenen Blogs vornehmen und sind aktuell mit Vorarbeiten beschäftigt. Hierzu suchen wir auch Kooperationspartner und Unterstützer. Sie befassen sich mit dem Thema oder könnten sich vorstellen, solch ein Projekt mit zu finanzieren? Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme!
In der Sichtung fällt auf: Einige in den Nuller-Jahren sehr engagiert gestartete Blogs wurden bereits wieder eingestellt. Ganz überwiegend mangels Perspektiven der Ressourcensicherung: Zu wenig Unterstützer, zu wenig Mitstreiter, zu wenig bezahlte Anzeigen. Mitunter sind auch Krankheit oder gar Tod der Grund für das Ende eines engagierten Blogs. Aber zugleich sind in den Jahren 2013 bis 2018 viele Blogs neu entstanden. Überraschend viele – angesichts der Ratlosigkeit in vielen Diskussionen. Und zugleich gibt es wohl doch auch bereits einige regional aufgestellte Blogs, deren Betreiber davon leben können.
Die Vernetzung der bestehenden Blogs ist schwach ausgeprägt. Das hat seine Gründe – es ist eben keine „Bewegung“, sondern viele Angebote kommen eher individualistisch daher. Die Betreiber organisieren sich ja auch selten vor Ort in Form eines Vereins, sondern eher hoffnungsvoll als kaufmännische juristische Person. Denn die meisten Macher haben das Ziel, sich auch mehr oder weniger über diese Aktivität zu finanzieren – schließlich haben viele ja auch eine journalistische Ausbildung und/oder sind ansonsten freiberuflich tätig. Es geht also selten nur darum, die Freizeit sinnvoll zu verbringen oder ausschließlich gemeinnützig zu wirken.
Anders als die Bewegungen der Bürgerradios oder der Offenen Kanäle haben die lokalpublizistischen Blogs sich nicht in breit aufgestellten Interessenvertretungen zusammengeschlossen. Daher betreiben sie auch keine wirksame Lobbyarbeit für ihre Sache. Sie wollen sich oft auch gar nicht organisieren, sondern sich lieber „locker“ treffen. Dauerhafte Unterstützer finden sie weder bei den Parteien, noch deren Stiftungen, noch bei anderen bundesweit tägigen Organisationen. Ein Austausch geschieht eher punktuell bei einschlägigen Tagungen, die immer mal wieder angeboten werden.
Bitte beachten Sie auch die weiteren Seiten zum Thema (siehe nebenstehendes Menü rechts).