Die Zeitschrift

luethyDie Zeitschrift. Zur Phänomenologie und Geschichte eines Mediums
von Katja Lüthy

Konstanz: UVK 2013. 385 Seiten, 49 EUR.
ISBN 978-3-86764-413-6

 

 

 

(vo) Da bemüht sich der Rezensent, die eigene Zunft davon abzubringen, „Zeitschrift“ weiterhin als Gattungsbegriff zu nutzen, sondern nur als Ausstattungsbeschreibung, und dann erhält er ein Werk mit diesem Titel.

Die Autorin gehört zur Zunft und hat das Ziel, dem Begriff phänomenologisch-hermeneutisch eine Entität zuzuweisen, die an die stillgelegte zeitungswissenschaftliche Tradition anknüpft, das „Wesen“ einer Gattung zu ergründen. Denn schließlich habe die Zeitschrift „als theoretisches Konstrukt und als fassbares Phänomen (…) alle Debatten und Dementis“ (S. 13) in unserer Zunft überdauert. So heißt Teil Eins von Zweien auch folgerichtig „Wesensschau des Phänomens Zeitschrift“.

Als Fallstudien werden vier sehr heterogene Periodika untersucht: der (Eichsfelder) Marienkalender als Jahrbuch, die Wochenzeitung Die Zeit mit Zeitmagazin, der Warenkatalog von Manufactum, schließlich das E-Zine telepolis als Magazin der Netzkultur online und ohne abgrenzbare Periodizität. Begründet wird die Auswahl mit der Setzung, dies seien Randerscheinungen „zwischen Zeitschrift und anderen Publikationen“ (S. 14).

Folgend werden diese vier Quellen hin auf drei adaptierte „klassische“ Kriterien (Periodizität, Aktualität, Publizität) sowie neu die „diskursive Universalität“ (S.29) untersucht. Der Gedanke: Zeitungen sind eher nachrichtenbetont, Zeitschriften eher meinungsbetont – Diskursinhalte konstituieren somit die Einordnung als Zeitschrift. Das kann man machen, aber mit welchem Gewinn?

Formal will die Autorin die Kriterienwahl als These verstehen, welche sie durch Analysen als gültig beweisen möchte. Aber wenn Analysemerkmale und Theseninhalte identisch sind, dann ist das Ergebnis zwangsläufig die Gültigkeit qua Zirkelschluss. Was aber ist damit gewonnen, für Zeitschriften exklusiv den Diskurs zu reservieren, was nützt Forschung, Gesellschaft und Praxis eine solche „Klassifikation“? Das Thema Operationalisierung liegt offensichtlich nicht im Blickfeld der Autorin.

Von hohem Nutzwert ist hingegen Teil Zwei des Werkes zur Geschichte der Zeitschriften und der Zeitschriftenforschung. Der historische Abriss verarbeitet und bilanziert auf der Zeitachse eine Vielzahl von Quellen zur Presseforschung, auch wenn er der Autorin letztlich wohl wesentlich zur Illustration des Mangels an hermeneutischer Zeitschriftenforschung dient.