Wozu noch Zeitungen?


Wie das Internet die Presse revolutioniert

hrsg. von Stephan Weichert und Leif Kramp und Hans-Jürgen Jakobs

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009. 216 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-525-36750-6

(vo) Die drei Herausgeber haben 24 Interviews mit amerikanischen, britischen und französischen Medienexperten und -akteuren geführt und in diesem Sammelband zusammengestellt. Sie agieren in den unterschiedlichsten Medienbranchen. Entsprechend ist ihre Sicht auf die Tagespresse und deren Zukunft. Die Herausgeber listen einleitend die vielen Prognosen zum Ende der Gattung Tagespresse auf. Rasch wird deutlich, dass es der US-Zeitungsmarkt ist, der in einer existenzbedrohenden Krise steckt.

Doch kommt diese Entwicklung auch nach Europa? Die Politik sieht Handlungsbedarf: In Frankreich durch finanzielle Förderung, in Deutschland durch Gesprächkreise („Nationale Initiative Printmedien“).

„Die Position der Presse erscheint besonders labil. Denn der Qualitätsjournalismus, der ihren Prestigeblättern über Jahrzehnte politische Bedeutsamkeit sicherte, droht im Netz ebenso gesichts- wie orientierungslos zu werden.“ Die Herausgeber geben sich nach den Gesprächen sicher: „Die Zeitung wird nur dann ihre rituelle Bereitstellungsqualität erhalten können, … wenn Qualitätsjournalismus weiterhin durch kluge Analysen und Hintergrundberichte, Interpretationen und Meinungen besticht.“ Die Herausgeber plädieren dazu, das Internet und die Blogs als wertvolle Quellen zu nutzen und zugleich offen zu sein für Diversifizierungen und „Crossmedia-Strategien“. Dieser unglückliche Begriff meint wohl polymediale Verwertungsstrategien. Im Internet herrsche ein bald nicht mehr aufzuholender Innovationsrückstand gegenüber Laienjournalisten und nicht-journalistischen Angeboten. Ob sich aber Qualitätsjournalismus zukünftig noch rechnen wird, da sind die Herausgeber skeptisch und plädieren für Fördermodelle durch Stiftungsgelder und indirekte Beihilfen. „Professioneller Journalismus wird … auf das finanzielle Engagement ‚Dritter‘ angewiesen sein“.

Die 24 Gespräche wurden im Zeitraum Herbst 2007 bis Februar 2009 geführt. Gewissermaßen redaktionell in acht „Probleme“ zusammengefaßt, präsentieren die Herausgeber zunächst Ausschnitte aus den Gesprächen. Im zweiten Teil folgen dann die Gespräche im Wortlaut.

Fazit: Wer seine eigene Prognose zur Zukunft der Tagspresse prüfen möchte, findet hier vieles zum Durchdenken. Persönlich ist der Rezensent etwas zuversichtlicher.