Die Macht der inneren Stimme


Die Macht der inneren Stimme

Verbandszeitschriften in der politischen Interessenvertretung

von Jan Zeese

Marburg: Tectum 2008. 483 Seiten, 34,90 EUR, ISBN 978-3-8288-9771-7

(vo) Als Teil der Mitgliedschaftspresse ist die Presse der Verbände eine selten untersuchte Pressegattung, valide Strukturdaten fehlen weitgehend. Diese politikwissenschaftliche Dissertation widmet sich der Verbandspresse unter dem Aspekt der Lobbyarbeit von Verbänden.

Die zentrale Frage könnte man so fassen: Mitgliedschaftspresse zeichnet sich primär durch ihre nach innen gerichte Funktion aus, der Erhaltung der Gemeinschaft zu dienen. Sind Verbandszeitschriften darüber hinaus inhaltlich auch wesentlich Organe der Außendarstellung gegenüber Multiplikatoren und Entscheidungsträgern? Sind sie gegenüber diesen Zielgruppen auf persuasive Kommunikation angelegt?

Das Werk gliedert sich in drei Hauptbereiche: Grundlagen des Verbändewesens, Verbandszeitschriften, Politik durch Verbandszeitschriften. Die ausführliche Arbeitsdefinition des Autors von „Verbandszeitschriften“ ist für seine Zwecke ausreichend, eine Innovation für die Presseforschung ist dies jedoch nicht. Die aufgeführten zehn Funktionen dieser Gattung stehen zunächst ungewichtet nebeneinander.

Mangels vorhandener Daten über die Grundgesamtheit der Verbände-Zeitschriften in Deutschland führt der Autor eine eigene Erhebung durch. Basis sind die Lobbyliste des Deutschen Bundestags und Adressdaten von Hoppenstedt. Rund 1.230 Meldungen von Verbandszeitschriften bei insgesamt 2.583 Rückläufen weisen darauf hin, dass „mindestens jede Zweite unter den 4.500 wichtigsten Verbänden über eine Verbandszeitschrift verfügt“ (209). Hierbei gilt, so ein Ergebnis der durchgeführten Befragungen: „Unter den typischen Instrumenten interner Kommunikation ist die Zeitschrift das Wichtigste“ (213). Bei knapp jeder zweiten Zeitschrift ist ein Fachverlag beteiligt.

Die Untersuchung weist eine Fülle von Befragungsergebnissen aus, deren Visualisierung durch sehr kleine Schaubilder und unterschiedliche Skalierungen leider keine Verständniserleichterung bringt. Hauptzielgruppe der Zeitschriften sind mit Abstand die eigenen Mitglieder. Die Macher bewerten ihre Produkten selber mit einem Notendurchschnitt von 2,1 bis 2,3. Die Erwartungen und Einstellungen der Macher werden durch 23 Fallbeispiele auf über 130 Seiten vertieft.

Der abschließende Befund des Autors aus seinen intensiven Erhebungen ist eindeutig: Auch Verbandszeitschriften dienen in erster Linie der internen Kommunikation zwischen Verband und Mitgliedern. Es sind die informierten Mitglieder, die sich dann direkt in die politische Kommunikation mit gesellschaftlichen Entscheidungsträgern einschalten (sollen).

Fazit: Eine runde Forschungsarbeit, welche die Verbandspresse als homogenen Teil der Mitgliedschaftspresse bestätigt und als Hauptfunktion dieser Pressegattung die Mitgliederunterrichtung und -kommunikation herausarbeitet.