Fachpresse Forschungsbereiche

Geschichte der Fachpresse: Geplante Forschungsbereiche

 

Das Jahr 2017 steht für 25 Jahre „Deutsche Fachpresse“, aber auch für 125 Jahre Selbstorganisation von Verlegern in einem Fachpresse-Verband. Wer zu diesem Datum substanziell historisch zurückschauen und auch etwas über die gewachsene Relevanz der Fachpresse im gesellschaftlichen Zusammenhang erfahren möchte, der wird heute jedoch enttäuscht. Es gibt bisher keine einzige aktelluelle Veröffentlichungen, die diesen Überblick bieten würde.

Nach wie vor fehlt Unterstützung für das Ziel, eine Publikation auf der Ebene wissenschaftlicher Standards zu erarbeiten, welche die einzigartigen Funktionen der Fachpresse für die Entwicklung der wirtschaftlichen Branchen und Diszipli­nen hervorhebt. Diese Publikation soll auch alle Anforderungen an ein Standardwerk von der verlagsinternen Aus- und Weiterbildung bis hin zur universitären Lehre und Forschung erfüllen und insofern gut lesbar sein.

Mit der Erarbeitung des Werks einher geht die Quellensicherung in Verlagen und Archiven, was eine Mitwirkung gerade der tradierten Fachverlage erfordert. Der Schwerpunkt soll auf der berufspraktischen (in früherer Terminologie: „gewerblichen“) Presse liegen, denn rein wissenschaftliche Zeitschriften sind bereits deutlich besser erforscht. Auch wenn den Anfängen der Fachpresse in einzelnen Branchen möglichst weit zurück nachgespürt werden wird, liegt der Schwerpunkt doch im 19. und 20. Jahrhundert.

Die Forschungsarbeit würde sich in folgende Bereiche gliedern:

Entstehung und Geschichte von Fachverlagen

Heute noch bestehende Verlage der Fachpresse bilden mit ihrer Firmengeschichte den Ausgangspunkt für Fallstudien. Es sind jedoch – ausgehend von den Fachgruppen – wichtige historische Verlage zu ermitteln, die im Verlauf der Geschichte wieder untergegangen oder durch Verkauf mit anderen Verlagen verschmolzen sind. Hierzu gehören auch biographische Darstellungen von Verlegerpersönlichkeiten, welche die Entwicklung der Fachpresse mit geprägt haben.

Fachgruppen nach Wirtschaftszweigen

Die Geschichte der Fachpresse ist auch eine Geschichte jeder einzelnen Branche bzw. Fachgruppe. Die meisten Fachgruppen sind in Querschnitten bis in das 19. oder gar in das 18. Jahrhundert zurückverfolgbar, einige wenige haben eine kürzere Geschichte. In jedem Fall wird versucht, die ältesten Publikationen jeder Fachgruppe zu identifizieren und zudem die ältesten heute noch bestehenden Titel.

Institutionalisierung

Die Entstehung der Fachpresse hängt mit Prozessen der Institutionalisierung zusammen. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden wissenschaftliche Gesellschaften, Akademien und Hochschulen gegründet. Für den  Austausch ihrer Gelehrten entstanden verschiedenste Publikationen.

Im Wirtschaftsleben formierten sich im Zuge der Industrialisierung seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert neben traditionellen Zünften und Kaufmannsgilden neue berufsständische Vereine und Zusammenschlüsse. Die Aufhebung von Berufsbeschränkungen und Zollschranken erleichterten Unternehmensgründungen. Die neu entstehenden Firmen institutionalisierten sich als Branchen, deren sich differenzierendes Spezialwissen in Fachpublikationen kommuniziert wurde.

Nicht zuletzt erfasste der wissenschaftliche und wirtschaftliche Fortschritt auch den Buchhandel und das Verlagsgeschäft und führte zu deutlichen Veränderungen: Das Gewerbe der Buchdrucker und Verlagsbuchhändler wandelte sich im 19. Jahrhundert innerhalb weniger Jahrzehnte zum Geschäft von Verlegern, die den Nachrichtenhandel mit Fachinformationen strategisch betrieben. Sie haben ihre berufsständischen Interessen erstmals 1892 durch eine Vereinsgründung institutionalisiert. Diese Verbandsgeschichte der Fachpresse zu dokumentieren, gehört ebenfalls zu den Aufgaben dieses Forschungsbereichs.

Auf welche Weise die  unterschiedlichen Prozesse der Institutionalisierung in der Entstehungsgeschichte der berufspraktischen Fachpresse zusammengewirkt haben, das soll Gegenstand der Untersuchung sein und auch anhand von konkreten Fallstudien betrachtet werden.

Publikationskonzepte

Der Typus der Rezensionszeitschriften stand am Anfang einer Entwicklung hin zu fachlich unterrichtenden periodischen Medien. Heute gelten ePaper, eZine, Datenbanken, Newsletter, Apps als modernste Varianten fachlicher Information. Dazwischen stehen Begriffe wie „Gelehrtenzeitschrift“, „gewerbliche Zeitschrift“, „populärwissenschaftliche Zeitschrift“ oder „Berufsfachzeitschrift“, die es abzugrenzen und in eine Geschichte der Fachpresse einzuordnen gilt. Auch die Herausgeberrolle ist hierbei relevant: unabhängiger Verleger, Branchenverband, Unternehmen? Wie sinnvoll eine Trennung zwischen Mitgliedschafts-, Kunden- und Fachzeitschrift ist, dürfte für unterschiedliche Epochen unterschiedlich zu beantworten sein.

In diesen Forschungsbereich fällt auch ein historischer Überblick über die Darstellungsformen, Visualisierungen und die Entwicklung des Fachjournalismus.

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert