48-Jahres-Übersicht zur deutschen Publikumspresse
Gattungsbereinigte IVW-Verkaufsauflagen der populären Presse I/1975 bis IV/2022 –
Ergebnisse für das IV. Quartal 2022
(wip) Ab 2008 hatten wir uns daran gewöhnt, dass die IVW-Zahlen jedes Jahr 2 bis 3 Prozent weniger Gesamt-Verkaufsstücke im Erscheinungsintervall ergaben. 2013 bis 2017 waren es dann 4 bis 5,5 Prozent. 2018 sprang dieser Wert auf -7,3 Prozent, 2019 auf -7,5 Prozent und für 2020 ergab sich durch Corona ein Wert von -10,2 Prozent. Die wöchentlich und vierzehntäglich erscheinenenden Objekte verzeichneten 2017 stärkere Rückgänge als die seltener erscheinenden Titel. Dies hat sich 2018 bis 2020 umgedreht: Mit Auflagenverlusten zwischen -5,6 und -6,4 Prozent in den Quartalen kamen die häufiger erscheinenden Titel in den Jahren 2018 und 2019 glimpflicher davon als die seltener erscheinenden Objekte mit Verlusten zwischen -7,1 und -9,9 Prozent. Auch das Corona-Jahr 2020 überstanden die häufiger erscheinenden Titel grundsätzlich gesehen stabiler.
Ging 2021 der Auflagenverlust im Vorjahresvergleich auf -3,2 Prozent zurück, so zeigen die IVW-Zahlen für 2022 erneut einen höheren Rückgang der gemeldeten Verkaufsauflage um durchschnittlich -9,2 Prozent. 2021 schnitten die seltener erscheinenden TIteln besser ab als die wöchentlich oder vierzehntäglich erscheinenden Titel. Dis hat sich 2022 wieder umgekehrt. Im 4. Quartal 2022 wurden IVW-kontrolliert 35,8 Mio. Hefte im Erscheinungsintervall verkauft, gemeldet haben 394 Objekte. Dies ist ein Durchschnitt von rund 91.000 Verkaufsexemplaren pro Titel. Im Vorjahresquartal-Vergleich sank die Verkaufsauflage um -9,8 Prozent. Bezogen auf die Auflage im Erscheinungsintervall ist der Gesamtwert der mindestens 14-täglich erscheinenden Titel von 18,6 Mio. Heften leicht höher als der Gesamtwert der seltener erscheinenden Objekte mit 17,3 Mio. Heften. Die häufiger erscheinenden Titel melden im Vorjahresvergleich einen Rückgang um -7,5 Prozent, die seltener erscheinenden einen sogar um -12,2 Prozent.
Einzelne Objekte melden inzwischen einen deutlichen Anteil an ePaper, die in die verkaufte Gesamtauflage eingehen. Dies ist in Ordnung, soweit die ePaper ganz überwiegend „hart“ verkauft werden – also mit mindestens 50% des regulären Verkaufspreises des gedruckten Heftes. Werden die ePaper hingegen zu einem Großteil mit lediglich 10% oder etwas mehr dieses Preises verkauft, dann zählen sie nicht nur zu den „Sonstigen Verkäufen“. Es besteht dann auch die berechtigte Vermutung, dass hier Printabonnenten zusätzlich günstig das ePaper beziehen. Eine solche Zählung ist zwar IVW-regelgerecht, denn es sind ja „Käufe“, bedeutet aber trotzdem faktisch weniger kaufende Köpfe als die Gesamtauflage dann ausweist.
Das Titelangebot des gesamten Marktes (dies wird hier nicht abgebildet) wächst seit dem Jahr 2017 nicht weiter. Neue Titel werden inzwischen wirklich selten gegründet und dann mit einer niedrigen Frequenz. Vermehrt erscheinen neue Titel entweder mit nur vier Heften jährlich oder aber gar unregelmäßig mit nur zwei oder drei Ausgaben im Jahr. Solche Titel sollen zukünftig als „infrequente“ Titel bezeichnet werden. IVW-kontrolliert sind aktuell rund 30 Prozent aller periodischen Publikumszeitschriften. IVW-Zahlen sind transparent und valide und über Einblicknahmen in Geschäftsaufzeichnungen kontrollierte Verbreitungsdaten – härter und ehrlicher als jede Websitestatistik, die Scheingenauigkeiten vorgaukelt, wo Bots und andere Faktoren kräftig die Werte verfälschen.
Was heißt gattungsbereinigt? Ausgewiesen werden nur für den deutschen Markt redaktionell erstellte Titel mit journalistischen Inhalten (ohne Rätselhefte, Romane, Comics, Activity-Hefte, Anleitungshefte wie z.B. Rezeptsammlungen), die mindestens 4x jährlich erscheinen. Nicht dabei sind also die gemeldeten reinen Strick- und Kochanleitungsheften, von denen aktuell 9 Titel der IVW rund 424.000 verkaufte Hefte im Erscheinungsintervall melden. Auch nicht dabei sind 14 der IVW gemeldete, überwiegend aus Comics und Activity-Elementen bestehende Titel der Kinderpresse mit einer Verkaufsauflage von insgesamt rund 842.000 Heften (darunter Walt Disneys Lustiges Taschenbuch mit rund 125.500 verkauften Heften).
Im Vergleich zu den original IVW-Daten werden alle Titel der Mitgliedschaftspresse, Kundenpresse und Gratispresse in der gesamten Zeitreihe konsequent ausgeschlossen.
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