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Stöber, Rudolf:
Deutsche Pressegeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 2. Auflage.
Konstanz: UVK 2005. 395 Seiten, 19,90 EUR, ISBN 3-8252-2716-2
(av) Nach sechs Jahren hat Stöber eine Überarbeitung seiner Pressegeschichte vorgelegt. Wie bereits in der Erstauflage stehen nicht nur reine Fakten im Vordergrund, sondern Zusammenhänge. Das Werk beginnt mit Gutenbergs Erfindung, der Bedeutung der Post und des ökonomischen Wandels an der Schwelle zur Neuzeit. Pressegeschichte wird konsequent in die allgemeinen Prozesse der Sozial-, Wirtschafts-, Technik- und Politikgeschichte eingebettet. Die Darstellung ist überaus faktenreich, wobei eine Fülle von Tabellen und Grafiken die Übersichtlichkeit wahren. Der Schwerpunkt liegt auf der meinungsbildenden Presse, die Fachpresse z.B. wird weiterhin ausgespart. Der Aufbau in den Kapiteln ist zumeist chronologisch. Glossar, umfassende Literaturverzeichnis und Register erleichtern den Zugang zur Thematik.
Fazit: Für alle, die nicht nur einen ersten Einstieg suchen, sondern eine fundierte systematische Aneignung
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Dorn, Margit und Andreas Vogel:
Geschichte des Pressevertriebs in Deutschland. Mit einem Schwerpunkt auf der Entwicklung des Pressehandels.
Baden-Baden: Nomos 2001. 272 Seiten, 89 DM, ISBN 3-78990-6873-X
(Klappentext) Dieses Buch bietet erstmals einen umfassenden Überblick über die Entwicklung des Pressevertriebs von seinen Anfängen bis in die Gegenwart. Es schließt damit eine Lücke in der Pressegeschichtsforschung, die bislang die Ausdifferenzierung des Pressevertriebs kaum untersucht hat.
Heute ist es für Käufer und Leser eine Selbstverständlichkeit, Presseprodukte überall in breiter Vielfalt zu erwerben, zu abonnieren oder im Lesezirkel zu mieten. Tatsächlich war es ein sehr weiter Weg vom Postabonnement, das in früheren Jahrhunderten vorherrschte, zum heutigen üppig bestückten Pressekiosk. Noch zu Anfang der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts gab es auf dem Lande kaum Zeitungen und Zeitschriften einzeln zu kaufen.
Ihrer jeweiligen historischen Relevanz entsprechend werden alle wesentlichen Vertriebssparten - Werbender Buch- und Zeitschriftenhandel, Bahnhofsbuchhandel, Lesezirkel, Pressegroßhandel und Presseeinzelhandel - in die vorliegende Darstellung einbezogen. Die Untersuchung zeigt, dass der Vertrieb ein substanzielles Element des Pressesystems ist und die Vertriebsorganisationen einen wesentlichen Beitrag zur meinungsbildenden Funktion der Presse leisten.
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Stuckard, Bettina:
Das Bild der Frau in Frauen- und Männerzeitschriften. Eine sprachwissenschaftliche Untersuchung über Geschlechterstereotype
Frankfurt a.M. u.a.: Peter Lang 2000. 321 Seiten, 89 DM, ISBN 3-631-36185-8
(do)"Wer vor einem Zeitschriftenregal steht, bekommt den Eindruck, dass Frauen und Männer in zwei Welten leben, die sich nur in einem Punkt treffen: Sex." (S.12). Bettina Stuckard thematisiert in ihrer sprach- und inhaltsanalytischen Dissertation die Rollenzuschreibungen und Geschlechterstereotype in Frauen- und Männerzeitschriften und geht dabei der Frage nach "in welcher Weise die Geschlechterhierarchie konstruiert wird." (S.14).
Gegenstand der Untersuchung sind die Zeitschriften "Brigitte", "Cosmopolitan" und "Tina", welche die unterschiedlichen Teilzielgruppen im Segment der Frauenzeitschriften repräsentieren. Für das Männersegment wurden "Playboy" und "Männervogue" ausgewählt, weil diese Titel analog zu den Frauenzeitschriften thematisch ein Querschnittsangebot bereithalten.
Das erste Kapitel "Zeitschriftenprofile" basiert auf einer Auswertung von jeweils sechs Ausgaben von "Brigitte" und "Playboy" (begründet mit den höheren Auflagen) und je drei Ausgaben der übrigen Titel. Obwohl die Autorin diesem Kapitel eine quantitative Analyse der thematischen Bereiche in den Zeitschriften zugrundegelegt hat, nutzt sie die Ergebnisse (die im Anhang abgedruckt sind) nicht als Belege. So entsteht der Eindruck, die Profile wären das Produkt einer rein ideologiekritischen Auseinandersetzung mit erwartetem Ausgang: "Die Frauenzeitschriften sind auf die Pfeiler der patriarchalischen Gesellschaftsordnung gebaut (...)" (S.124), während die Männerzeitschriften auf ein Männerbild zurückgreifen, "(...) das die Dominanz des Mannes über die Frau postuliert"(S.125).
Das zweite Kapitel begibt sich in die sprachwissenschaftliche Detailanalyse und untersucht sämtliche Aussagen, die in den Textteilen der Zeitschriften über Frauen und Männer getroffen werden, und zwar z.B. hinsichtlich: biologischer Attribute, Aussehen,Verhaltensweisen, Kleidung, sozialer Rolle, Berufsbezeichnungen usw. Hierfür wurde aufgrund der Materialfülle dann jeweils nur eine Ausgabe untersucht. Die quantitativen Ergebnisse sind nun auch in die Argumentation einbezogen. Fazit ist, "(...) dass Frauen in ihren Emotionen und ihrem Sozialverhalten wahrgenommen werden, Männer in ihren Leistungen und Charaktereigenschaften." (S.184).
Kapitel 3 schließlich widmet sich der Analyse sprachstilistischer Merkmale und führt zu vielen lesenswerten Detailergebnissen. In der Quintessenz trägt auch die Sprachstilistik zur Rollenfixierung bei: "Ein emotional-emphatischer Sprachstil in Frauenzeitschriften läßt sich einem prägnant-expressiven Stil in Männerzeitschriften entgegensetzen." (S.247).
In der abschließenden Diskussion der Ergebnisse nimmt die Autorin eine letztlich aufklärerische Position ein: "Bewußtmachung und kritische Reflexion der bestehenden Strukturen" (S.264) sollen dazu führen, dass Frauen sich der bisherigen Ansprache verweigern.
Weil die Autorin ausschließlich klassische Mainstream-Titel für ihre Untersuchung ausgewählt hat, erstaunen ihre Ergebnisse nicht. Es wäre nun davon ausgehend interessant zu erfahren, welche Alternativ-Angebote solche Frauen und Männer überhaupt haben, die ihre Rollen hinterfragen. Welche Chancen haben denn Zeitschriften-Konzepte, die Stereotype durchbrechen und sich z.B. an Männer als Väter ("Paps") und an Frauen in ihrer Berufsrolle (ein Anspruch der gescheiterten "vivi@n") wenden?
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Müller-Thurau, Claus-Peter:
Berufsfeld Zeitungsverlag. Tätigkeitsbereiche und Voraussetzungen - Ausbildungswege - Chancen für Seiteneinsteiger - Verdienstchancen
Regensburg: Walhalla u. Praetoria 2000. 180 Seiten, 22,90 DM, ISBN 3-802945-41-7
(vo) In diesem Ratgeber werden die Berufe in Zeitungsverlagen auch jenseits des Journalismus vorgestellt. Der Autor war selber rund zwanzig Jahre in der Branche tätig. In flüssig lesbaren Formulierungen behandelt er in kompakter Weise sowohl die allgemeinen Rahmenbedingungen der Märkte als auch die einzelnen Verlagsbereiche.
Aufgaben und Profile der Jobs in Vertrieb, Anzeigengeschäft und Redaktion schildert Müller-Thurau anhand aktueller Stellenanzeigen. Hierbei werden auch neue online-orientierte Berufe mit einbezogen. Das Kapitel "Ausbildungswege" könnte ausführlicher sein. So fehlen z.B. für den Journalismus insbesondere Hinweise auf die Diplomstudiengänge Journalistik an den Universitäten. Tipps rund um die Bewerbung und ein Anhang mit nützlichen Adressen und einem kleinen Glossar runden das Werk ab.
Dieses Buch eignet sich in Aufbau und Inhalt besonders für Schüler der Oberstufe, die vor der Berufswahl stehen.
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Risse, Achim:
Der Zeitungsvertrieb Ein Handbuch für die Praxis.
Berlin: ZV Zeitungs-Verlag 2001. 204 Seiten, 42 DM, ISBN 3-929122-73-1
(av) In dreizehn Kapiteln schildert der Autor kompetent, wie heute der Vertrieb regionaler Tageszeitungen funktioniert. Hierbei umfasst das Thema "Abonnement" mit 62 Seiten ein Drittel des Buches. Denn 92% aller lokalen bzw. regionalen Tageszeitungen werden im Abonnement zugestellt.
Achim Risse - leitend im Vertrieb tätig - hat er eine praxisbetonte Darstellung gewählt. Dies führt einerseits zu Schwächen in den Bereichen geschichtliche Darstellung, Pressesystematik sowie analytische Durchdringung. Für künftige Auflagen ist dem Autor insbesondere zu empfehlen, das Kapitel "Vertriebsmarketing" (4 Seiten) umzuarbeiten und auszubauen. Andererseits werden dafür viele Aspekte aus der täglichen Praxis mit Beispielen und erprobten Tipps begleitet, was die Schilderungen sehr anschaulich macht.
Dieses Buch hat für Vertriebsneulinge einen hohen Nutzwert. Auch wer ganz einfach mehr über das Thema Zeitungsvertrieb wissen möchte, erfährt viel über diese facettenreiche Tätigkeit und kann das Buch gezielt als Nachschlagwerk nutzen. Die Leserführung ist sehr gut durch randständige Schlagwörter und ein Stichwortverzeichnis im Anhang.
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Deutscher Presserat (Hrsg):
Jahrbuch 2000. Mit der Spruchpraxis des Jahres 1999. Schwerpunkt Redaktions-Datenschutz
Konstanz: UVK 2000. 334 Seiten, 38 DM, ISBN 3-89669-281-X
(av) Das Jahrbuch gliedert sich in drei Teile: Zunächst fünf Autoren-Aufsätze (70 Seiten), danach die Spruchpraxis des Jahres 1999 mit allen Entscheidungen (170 Seiten), und schließlich Grundinformationen, Entschliessungen, Ordnungen, Statistiken und Chronik (70 Seiten).
Das Thema Redaktions-Datenschutz wird ausführlicher diskutiert (auch im April 2001 ist das Gesetzgebungsverfahren im übrigen noch immer in der Beratungsphase). Die Vielfältigkeit der sonstigen behandelten Themen und Aspekte machen mitunter eine Orientierung im Handbuch schwierig. Spezielle Stichworte lassen sich daher am besten über das Sachregister erschließen.
Zum Querlesen lädt die Schilderung der Beschwerdefälle ein. Diese Sammlung ist für Journalisten immer wieder als Orientierungshilfe im beruflichen Alltag hilfreich, um ein Gespür für die Grenzen der Berichterstattung zu entwickeln. Insbesondere die Persönlichkeitsrechte Dritter stehen mit vollem Recht in harter Grundrechtskonkurrenz zur Pressefreiheit. Daher sei dieser Band jedem Journalisten zur presseethischen Sensibilisierung ans Herz gelegt.
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Mast, Claudia:
Wirtschaftsjournalismus. Grundlagen und neue Konzepte in der Presse
Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 1999. 250 Seiten, 42 DM, ISBN 3-531-13443-4
(vo) Die Wirtschaftberichterstattung hat in den Medien Karriere gemacht und ist nicht mehr nur Schlüsselthema der gesellschaftlichen Eliten. Diese Studie untersucht das journalistische Handeln in Wirtschaftsredaktionen der Tages- und Publikumspresse. Ausgangspunkt ist die häufige Kritik mangelnder Leserorientierung dieses Ressorts. Darüber hinaus werden Strategien und Konzepte der Wirtschaftsberichterstattung vorgestellt und in ihrer Wirksamkeit hinterfragt.
Das Werk gliedert sich in drei Teile. "Allgemeine Grundlagen" thematisiert Rahmenbedingungen der Berichterstattung, Einflussfaktoren auf Selektions- und Aufbereitungsentscheidungen, Anforderungen und Zielgruppen. Der Teil "Praxis" präsentiert Ergebnisse von Gesprächen mit 23 Chefredakteuren und Ressortleitern, eine Inhaltsanalyse zur Euro-Berichterstattung und ausgewählte redaktionelle Konzepte. "Zukunft des Wirtschaftsjournalismus" befasst sich mit neuen Angebotsstrategien und beobachtbaren Trends der Berichterstattung.
Mast sieht die heutigen Journalisten weniger als Gatekeeper denn als Dienstleister für maßgeschneiderte Informationsangebote. Dies trägt der Selektivität heutiger Mediennutzung Rechnung, in der zudem nicht-lineare Textrezeptionen den Normalfall bilden. Die Einflussfaktoren journalistischer Praxis beschreibt sie kompakt anhand der Stichworte Nachrichtenselektion, redaktionelles Marketing und Informationsquellen. Sodann werden unterschiedliche Vermittlungsweisen von Wirtschaftsinformationen in ihrer Abhängigkeit von der Charakteristik des jeweiligen Presseobjektes geschildert. Hierbei sind allgemein Trends zur Visualisierung sowie zur Handlungszentrierung feststellbar. Die konkrete Themenakzentuierung lässt sich über verschiedene Grundkonzepte individuell festlegen.
Der Teil "Praxis" enthält eine Fülle von Informationen zu allen Aspekten des Wirtschaftsjournalismus. Allgemeinere Veränderungen der letzten Jahre werden aus den Interviews herausgearbeitet, zugleich finden sich detaillierte Informationen über einzelne Titelkonzepte in der Inhaltsanalyse und auch in den Expertenstatements.
Dieses Buch leitet in verständlichen und sorgfältig argumentierenden, auf einander abgestimmten Kapiteln kompetent und stets auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstandes durch sein Thema. Damit empfiehlt es sich besonders auch für all jene Leser, die selten kommunikationswissenschaftliche Studien rezipieren. Den Nutzwert steigern zudem knapp kommentierte, weiterführende Literaturhinweise nach jedem Kapitel. Schließlich sei das Buch auch allen zur Orientierung ans Herz gelegt, die eine pressebezogene, inhaltsanalytische Arbeit planen - gleich zu welchem Thema.
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Krüger, Udo Michael und Karl H. Müller-Sachse:
Medienjournalismus. Strukturen, Themen, Spannungsfelder
Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 1998. 278 Seiten, 56 DM, ISBN 3-531-13287-3
(av) Die Autoren untersuchen inhaltsanalytisch, in welchem Umfang und in welcher Weise in der Presse über Medien berichtet wird. Hierbei betrachten sie nicht nur die Medienfachpresse, sondern auch die regionale und überregionale Tagespresse sowie einzelne Objektgruppen der Populärpresse (Publikumspresse). Ein eigenes Medienressort haben die wenigsten Redaktionen: Gerade einmal zwölf Tageszeitungen und sechs Wochenzeitungen bzw. Magazine sind entsprechend ausgestattet.
Das Werk gliedert sich in vier Teile. Es beginnt mit einer Bestandsaufnahme und untersucht sodann inhaltsanalytisch die Medienberichterstattung der Tagespresse. Im dritten Teil folgen drei qualitative Fallanalysen zu den Themen 1) Fälschungsskandal um Michael Born, 2) Digitalisierungsstrategien von ARD und ZDF, 3) Fusion von CLT und UFA. Den vierten Teil bilden Leitfadengespräche mit neun Experten.
Die Autoren bezeichnen das Werk selber "als eine empirisch-dokumentarische Momentaufnahme aus dem Jahr 1997" mit der Zielsetzung, Aufmerksamkeit für das Thema zu wecken und Anstöße für weiterführende Fragen zu geben. Entsprechend dominiert die Beschreibung der Situation vor einer systematischen Durchdringung des Themas.
Wesentliche Befunde der Untersuchung: Im Fernsehen gibt es sogut wie überhaupt kein medienjournalistisches Publikationspotential. Die wenigen Sendungen des öffentlich-rechtlichen Hörfunks sind auf reichweitenschwachen Sendeplätzen. In der Tagespresse rangiert die Berichterstattung im Umfang hinter Sport, Wirtschaft und auch hinter Kultur. Vier Fünftel aller medienbezogenen Presseartikel thematisieren das Fernsehen, hierbei dominiert wiederum die programmbezogene Berichterstattung. Kritik ist zumeist Produktkritik an bzw. von Fernsehbeiträgen, die aber überwiegend auf PR-Material der Sender zurückgeführt werden kann. Nicht programmbezogene Themen allgemeineren Mediengeschehens werden nur punktuell und diskontinuierlich aufgegriffen. Hierbei fehlen eigeninitiative Thematisierungen ebenso wie selbstreflexive Betrachtungen nahezu vollständig.
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Minzberg, Martina:
BILD-Zeitung und Persönlichkeitsschutz. Vor Gericht und Presserat: Eine Bestandsaufnahme mit neuen Fällen aus den 90er Jahren.
Baden-Baden: Nomos 1999. 260 Seiten, 78 DM, ISBN 3-7890-5949-8
(av) Zu den "Dauerkunden" des Deutschen Presserates gehört die BILD-Zeitung aus dem Axel Springer Konzern. Um so erstaunlicher erschien es, dass die letzten Untersuchungen über den Umgang der BILD-Zeitung mit den Persönlichkeitsrechten Dritter aus dem Jahr 1983 stammten. Hat sich BILD in den 90er Jahren gebessert? Der Befund ist eindeutig: Nein, überhaupt nicht. Traurig treffend formuliert das Landgericht Hamburg 1995: "Es ist der Antragsgegnerin (d.i. Axel Springer AG, Verf.)schon oft von gerichtlicher Seite gesagt worden, daß der Schutz der Persönlichkeit auch für die BILD-Zeitung gilt. Dennoch mag sich die Antragsgegenerin nicht daran halten." Dies belegt Martina Minzberg in ihren lesenswerten Untersuchung auf sorgfältige Weise.
Nach Schilderung von Forschungsziel, Forschungsablauf und den Schwierigkeiten der Materialbeschaffung folgt ein knapper Abriss über die BILD-Zeitung im allgemeinen und ihrem Rechtsverständnis während der 50er bis 80er Jahre im speziellen. Der Hauptteil der Untersuchung analysiert die Rügen des Presserates in der ersten Hälfte der 90er Jahre und schildert ausführlich sieben Fälle anhand von Akten und Aussagen der Betroffenen bzw. ihren Anwälten. Unter diesen Betroffenen: Manfred Krug, Christiane Hörbiger und Barbara Rütting. Im Schlussteil schließlich werden die Ergebnisse bewertet: Die immer wiederkehrenden Rechtsverletzungen von BILD haben schwerwiegende Folgen für die Betroffenen. Wie man dieses Tun stoppen kann, da ist auch die Autorin weitgehend ratlos. Gesetzliche Verschärfungen oder massiv erhöhte Schmerzensgelder können die Pressefreiheit gefährden. Der Deutsche Presserat ist für BILD eher ein willkommenes Alibi: Die Rechtsverletzungen werden gerügt, BILD druckt diese Rügen ab - und macht weiter wie bisher. Die Autorin sieht nur einen Weg: Mehr Öffentlichkeit.
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Kamps, Johannes:
Plakat
Tübingen: Niemeyer 1999. 106 Seiten, 19,80 DM, ISBN 3-484-37105-6
(do) Im Spektrum der Medien führt das Plakat schon lange ein eher randständiges Dasein und wird in vielen Überblicksdarstellungen einfach ausgeklammert (eine Tendenz, die angesichts der Euphorie für die elektronischen Medien zunehmend dem gesamten Printbereich droht). Angesichts der Alltagspräsenz von Plakaten im öffentlichen
Bereich kann dies aber nur als unangemessen bezeichnet werden.
Umso erfreulicher, daß in der Reihe "Grundlagen der Medienkommunikation" des Max Niemeyer Verlags auch ein Band über das Plakat erschienen ist.
Der Band verfolgt den Anspruch eine "kurzgefaßte
und dabei doch umfassende Gesamtdarstellung" zu liefern (Klappentext).
Diese reicht von der Definition über die Bereiche Herstellung,
Distribution, juristische Aspekte, Theorien, Gattungen bis hin
zu einem Kapitel über das Plakat als Forschungsgegenstand.
Der Autor hat zu diesen grundlegenden Bereichen eine
Fülle von Literatur einbezogen und zu einer faktenreichen
Darstellung verarbeitet. Dabei überwiegt der Duktus des Zusammentragens
und Referierens.
Eher selten bezieht der Autor Position, etwa wenn
er das eigentliche "Plakatwesen" erst mit "der
Aufstellung von Plakatsäulen und Anschlagtafeln" (S.6)
beginnen lassen will. An anderer Stelle wird erwähnt, daß
früher etliche renommierte Verlage und Filmfirmen auch Plakatdruckereien
unterhielten (S.17), ohne dass dies weiter erläutert oder
hinterfragt würde.
Die gewählte Gliederung führt dazu, dass
in den meisten Kapiteln eine historische Rückschau enthalten
ist - ein zusammenhängender Überblick zur Entwicklung
des Plakats ergibt sich auf diese Weise nicht. Der Leser findet
zwar am Ende des Buchs noch einen kurzen "Abriß der
allgemeinen Plakatgeschichte", dieser beschränkt sich
jedoch auf eine rein stilgeschichtliche Darstellung mit einer
ausgiebigen Aufzählung von Künstlernamen.
Der Band spiegelt die vielen Forschungsdefizite,
die es im Plakat-Bereich gibt, insbesondere auch das unverbundene
Nebeneinander unterschiedlicher Interessen und Herangehensweisen
von Werbeforschung, Kunstgeschichte, Geschichte und Kommunikationswissenschaft.
Daher ist zu hoffen, dass sich Leser finden, die dankbar den Abschnitt
über Forschungsquellen in Sammlungen, Archiven und historischer
Fachpresse für zukünftige Forschungsanstrengungen zu
nutzen wissen.
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Bischl, Karin:
Die Mitarbeiterzeitung. Kommunikative Strategien der positiven Selbstdarstellung von Unternehmen
Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2000. 251 Seiten, 59,80 DM, ISBN 3-531-13447-7
(do) Obgleich der Haupttitel zunächst suggeriert, man hielte eine allgemeine Abhandlung zur Gattung der Werkspresse in Händen, so klärt sich rasch, dass Bischls Arbeit eine Detailuntersuchung ist. Zwar wird der Begriff "Mitarbeiterzeitung" eingangs durchaus gattungsbezogen für "(...) das relevante Medium der internen Public Relations" (S. 13) verwendet. Die Zusammenstellung des Textkorpus, welcher der Analyse zugrundeliegend, ist dann aber sehr eingeschränkt: Die Autorin wählt nur solche Titel aus, die tatsächlich in einer Zeitungsausstattung erscheinen: "Bosch-Zünder", "Carrera", "der Freudenberger", "inside" und "Merck informiert".
Geht man von rund 150 Titeln der Werkspresse aus, die Zeitungen sind, so ist dies ein recht kleines Sample, dessen Titel zudem sehr heterogene Erscheinungsintervalle haben - von 14-täglich bis vierteljährlich. Untersucht wurden die Hefte des Jahres 1996.
Die hier zwangsläufig ins Zentrum gerückte Frage nach der Bedeutung der Ausstattung für die Kommunikationsfunktion eines innerbetrieblichen Periodikums wird dann erstaunlicherweise jedoch nicht debattiert.
Bischl konzentriert sich auf die Frage, welche kommunikativen Strategien der positiven Selbstdarstellung sich in Mitarbeiterzeitungen ermitteln lassen. Sie verfolgt primär einen linguistischen Ansatz, bezieht aber auch PR-Praktiker- und kommunikationswissenschaftliche Literatur mit ein. Sie beschränkt sich daher nicht auf die Ebene der rein sprachlichen Gestaltung.
Die zentralen Ergebnisse der Analyse reichen über die eingangs von der Autorin gescholtene PR-Praktiker-Literatur wenig hinaus: Unternehmen stellen sich selbst positiv dar, durch Engagement gegen Arbeitslosigkeit, Investitionen im Inland, durch soziales Engagement, Förderung von Kultur und Bildung (S. 191 ff) usf. Am Ende werden noch einmal Konflikte und Probleme benannt, welche die Mitarbeiterzeitung im Spannungsfeld der Interessen des Unternehmens und der Mitarbeiter austarieren muss.
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