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Rezensionen zu Neuerscheinungen 2002 - 2004

 

     
    Koschnick, Wolfgang J.:
    Focus-Lexikon Werbeplanung, Mediaplanung, Marktforschung, Kommunikationsforschung, Mediaforschung. 3 Bände
    München: Focus Magazin Verlag 2003. 3124 Seiten, 149 EUR, ISBN 3-9808574-0-9 (Set)

    (vo) In der dritten Auflage legt Wolfgang J. Koschnick sein Lexikon der Werbe- und Mediaplanung vor. Seit der ersten Fassung im Jahr 1988 ist es kräftig angewachsen und zählt inzwischen 3124 Seiten mit fast 7.000 Stichworteintragungen. Damit ist es das umfassendste deutschsprachige Medien-Lexikon. Die Texte zu den Stichworte sind aus dem jahrzehntelang angesammelten Fundus des Medienforschers und Verlagsberaters Koschnick erwachsen und begrenzen sich nicht nur auf die wohl vollständig abgedeckten Bereiche der Werbe- und Mediaplanung. Auch Ergebnisse und Methoden der Markt- und der Mediaforschung sind verarbeitet. Dies gilt zudem für ausgewählte Erkenntnisse der Kommunikationsforschung.

    Die Fülle des Materials ist beeindruckend und die Kompetenz der Ausformulierungen durchgängig auf hohem Niveau. Viele Stichworte sind ausführlich auf drei bis zehn Spalten behandelt. Hierbei sind auch historische Herleitungen enthalten und es werden weiterführende Literaturhinweise gegeben. Das Lexikon ist somit in jeder Hinsicht für Einsteiger und Fachleute gleichermaßen empfehlenswert.

    Durch die Vielfalt der Themenbereiche ist nicht erwartbar, dass alle Stichworte immer auf dem neuesten Stand sind. Daher gibt es mitunter Eintragungen, für die der Forschungsstand oder die Marktlage inzwischen fortgeschritten sind. [Zudem gilt für einige Begriffe, dass sie von der Wissenschaft anders gefüllt werden als von der Praxis.] Um der raschen Weiterentwicklung im Gegenstandsfeld des Lexikons stets auf der Spur zu bleiben, ruft der Autor alle Leser zur Mitarbeit auf. Denn es gibt auch eine Online-Version des Lexikons, die laufend aktualisiert wird.

    Möglich wird dies durch das Engagement des Focus Magazin Verlages (Burda-Konzern), der die Herausgabe dieser dritten Auflage ermöglicht hat. Er hat das Lexikon unter http://www.medialine.de/medialexikon für Jedermann jederzeit nutzbar online gestellt und schreibt es hier auch weiter fort. An gleicher Stelle findet sich unter http://medialine.de/marketing-woerterbuch übrigens auch ein Englisch-Deutsch/Deutsch-Englisch Sprachwörterbuch mit über 40.000 Stichwörtern.
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    Mundhenke, Reinhard und Marita Teuber:
    Der Verlagskaufmann. Berufsfachkunde für Kaufleute in Zeitungs-, Zeitschriften- und Buchverlagen.
    Frankfurt: Societäts-Verlag 2002. 9. völlig überarbeitete Auflage, 696 Seiten, 36 EUR, ISBN 3-7973-0792-6

    (vo) Seit 1977 gehört dieses Werk zu der Standardliteratur für Verlagskaufleute im Pressegewerbe. An der Gliederung des Buches wurde in 25 Jahren festgehalten. Es besteht aus den Teilen Verlagsgewerbe, Vertriebsorganisation, Anzeigengeschäft, Werbung/Marketing, Rechnungswesen, Redaktion/Lektorat und Herstellung. Im Vergleich zur der ersten Auflage hat sich in 25 Jahren der Umfang von 580 auf 695 Seiten gesteigert. Maria Teuber zeichnet inzwischen für das Werk verantwortlich und hat den früher eher knappen Abschnitt "Die Werbung" (für das Druckwerk) in ein längeres Kapitel "Das Marketing" verändert und ergänzend ein Kapitel "Elektronische Medien" hinzugefügt.

    Das Buch ist eng an die Lernfelder des staatlich anerkannten Ausbildungsberufs Verlagskaufmann/ Verlagskauffrau angelehnt, verzichtet heute aber im Vergleich zur ersten Auflage auf einen Aufgaben- und Lösungsteil zur Selbstüberprüfung des Gelernten. Die Systematik eignet sich zum Selbststudium, die wesentlichen Basis-Informationen sind in dem Werk zu finden. Der Lernstoff wird eher trocken faktenorientiert in seinen Grundlagen vermittelt. Dies gilt auch für die neuen Kapitel. "Marketing" referiert IVW, ADA, MA, AWA, VA etc. ohne eine Begeisterung am Verkaufen, z.B. durch innovative Beispiele, wecken zu können. Auch im Kapitel "Elektronische Medien" wird die sich schon länger abzeichnende Erweiterung der Wertschöpfungsketten nur ansatzweise deutlich.

    Schwächen hat das Buch bei den historische Herleitungen. Sie sind ungenau, mitunter gar unzutreffend. Auch für die neuere Zeit ist so manches Überkommene aus der ersten Auflage in der neunten Ausgabe noch zu finden: "Im Zuge der Diversifikation hat sich der Pressegroßhandel zwei weitere Sortimentsgruppen zugelegt: Schallplatten und technische Bücher sowie sonstige Non-Press-Artikel" (S. 82).

    Fachwörterlexikon, fremdsprachiges Wörterbuch und Sachregister beschließen den Band.
    Für die 10. Ausgabe wünscht sich der Rezensent eine grundlegende Verbesserung der Literaturhinweise. Da im Text keine Quellenhinweise nachgewiesen werden, ist für gezielte Vertiefungen ein aktuelles Literaturverzeichnis wesentlich. Die wenigen vorhandenen Seiten enttäuschen mit ihren eher alten Angaben. Die pressespezifischen Veröffentlichungen von BWL und Kommunikationswissenschaft der letzten fünf Jahre wären für dieses Lehrbuch eine wichtige Bereicherung.
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    Böning, Holger:
    Welteroberung durch ein neues Publikum. Die deutsche Presse und der Weg
    zur Aufklärung. Hamburg und Altona als Beispiel.
    Bremen: edition lumière 2002. 312 Seiten, 34 EUR, ISBN 3-934686-08-7

    (vo) Mit diesem Werk erntet Boening die Früchte der Arbeit, eine umfassende Bibliographie der Hamburger und Altonaer Presse angelegt zu haben. Am Beispiel der beiden Städte schildert er die "Entstehung und Herausbildung eines vollständig neuen Kommunikationssystems in der Frühen Neuzeit". Hierzu gliedert sich das Buch in die Abschnitte politische Presse (Zeitung), wissenschaftliche Fachzeitschriften und Zeitschriften für ein bürgerliches Publikum.

    Der Autor schildert sowohl exemplarisch einzelne Objekte als auch in der Zusammenschau grundlegende Entwicklungen. Die Mischung aus Erläuterungen der Rahmenbedingungen, Beschreibungen der Akteure, Charakterisierung der Periodika und Zitate aus den Druckwerken und Einordnungen in den Gesamtzusammenhang überzeugt. Durch den gut lesbaren, lebendige Stil erhält das Werk eine Sachbuchqualität, die für wissenschaftliche Werke in Deutschland leider selten ist. Zugleich bietet der umfangreiche Fußnotenapparat Ergänzungen und alle wesentlichen Nachweise.

    Auch Überraschendes findet sich hier: Der Herausgeber des "Nordischen Mercurius", Georg Greflinger, empfiehlt seine Wochenzeitung bereits 1669 als Schullektüre und füllt sie unter anderem mit Fortsetzungen eines (Zeitungs-) Romans. Die Zeitung wirkte mit ihrer innovativen Berichterstattung auch als Vorbild anderer Blätter. Überhaupt kommt Boening zu dem Ergebnis, dass die frühen Hamburger Zeitungen des 17. Jahrhunderts bereits eine bemerkenswerte Qualität erreichten. Bereits Mitte des 17. Jahrhunderts waren Zeitungen in der Oberschicht und im oberen Mittelstand die auflagenstärksten weltlichen Lesestoffe.

    In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gingen die Hamburger Zeitungen dann daran, den unteren Mittelstand als Leser zu gewinnen. Um 1700, so schätzt Böning, kam jeder fünfte bis sechste Hamburger als Zeitungsleser in Frage. Die periodische Presse politisierte nun Leserkreise, die der Politik bisher nicht nahe standen.

    Das Buch zeigt auch die Entwicklung und Ausdifferenzierung einer vielfältigen periodischen Zeitschriftenpresse auf, die auf ein sehr interessiertes bürgerliches Lespublikum traf. Besonders ausführlich wird hierbei der "Patriot", die erste moralische Wochenschrift Deutschlands, behandelt. Eine Zusammenfassung und zwei Register beschließen diesen lesenswerten Band.
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    Küpper, Norbert:
    Zeitungsdesign 3. Die Ergebnisse des dritten European Newspaper Award 2001
    Meerbusch: Büro für Zeitungsdesign 2002. 179 Seiten, 35 EURO + Versand,
    ISBN 3-00-010152-7

    (vo) Die Preisträger des dritten Zeitungsdesign-Wettbewerbs werden in diesem reichhaltig bebilderten Buch präsentiert. Den Einladungen an 1.600 Verlage in Europa folgten 185 Einsendungen aus 21 Staaten.
    Die fünfköpfige Jury kürte zunächst je einen Hauptgewinner "Europe´s Best Designed Newspaper" in den Sachgruppen Überregionale Tageszeitung ("Trouw", Niederlande und "Diário de Notícias", Portugal) und Wochenzeitung ("Independent on Sunday", Großbritannien). Für die Lokalzeitung und die Regionalzeitung wurde der Preis 2001 nicht vergeben. Weiterhin wurden in 15 Kategorien (Titelseite, Innenseiten, Fotografie, Typografie, ....) 79 Zeitungen mit den 104 "Awards of Excellence" ausgezeichnet.

    Trends des Jahres 2001: Auch Innenseiten werden mit großen, gut geschnittenen Bildern versehen. Die Titelseiten werden vielfältiger und lockerer. Die Typografie atmet mehr Vielfalt. Infografiken werden immer aufwendiger. Übersichtlichkeit und Leserführung werden groß geschrieben.
    Das Buch fühhrt weitere Trends auf und durch die jeweils kommentierten Seitenbeispiele bietet eine Fülle von Anregungen für das moderne Zeitungslayout.

    Hinweis: Dieses Werk ist auch in einer englischen Version erhältlich.
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    Deutsche Fachpresse (Hrsg.):
    Jahrbuch 2003 der Fachinformation
    Berlin: VDZ 2003. 172 Seiten, 19,90 EUR, ISBN 3-931940-07-1

    (vo) Das Jahrbuch 2003 der Fachinformation erscheint zum neunten Mal und möchte wieder einen Überblick über die Fachpresse bieten. Es setzt die Schwerpunkte auf Management, Neue Medien, Redaktion und Marketing/Verkauf.

    In den zumeist vierseitigen Artikeln werden jeweils aktuelle Unterthemen behandelt. Zumeist reicht dieser Platz aber nur, um das Anliegen anzureißen, grob zu skizzieren, zu strukturieren oder eine handvoll Tipps zu geben. Für vertiefende Informationen gibt es mitunter weiterführende Lesehinweise oder Online-Links. Fast immer sind hingegen die Kontaktdaten der Autoren angegeben. Leider ist die jährliche Fachpresse-Statistik inzwischen ebenfalls auf nur 4 Seiten zusammengeschrumpft.

    Insoweit dient dieses Jahrbuch mehr noch als frühere Fassungen dazu, zu zeigen, womit sich die Fachpresse im Jahr 2003 beschäftigt hat und im Jahr 2004 beschäftigen sollte. Entsprechend stammen viele Beiträge aus dem Kreis der Fachpresse-Arbeitsgruppen. Auf diese Weise wird das Jahrbuch 2003 auch zu einem Ideenbuch für Fachpresse-Manager.
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    Matthey, Alexis:
    Special Interest: Comic. Die Comic-Presse in der Schweiz: Einordnung, Produktions- und Vertriebsstrukturen, Typologie.
    Bern: Institut für Medienwissenschaft 2001. 191 S. 21 EUR. ISBN: 3-9521500-5-3

    (vo) In dieser Abschlussarbeit wird erstmals die Comic-Presse in der Schweiz systematisch untersucht. Im deutschsprachigen Raum liegen bislang insgesamt nur wenige wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema vor. Zwar betreiben Liebhaber ihre eigene Comic-Forschung und publizieren sie in ihrer eigenen "Comic-Fachpresse", doch es gibt keine kontinuierliche wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Sonderbereich der Presse. Auch hier fällt - wie dies für die meisten Pressegattungen gilt - bereits die Typisierung schwer. Der Autor findet die unterschiedlichen Publikationsformen und Begrifflichkeiten vor: Neben der ältesten Form des "Comic Strip" in Tageszeitungen werden Comics in Büchern, Heftserien und Comic-Zeitschriften publiziert. Neben den reinen Comic tritt die sogenannte "Comic-Fachpresse" sowie Fanzines mit Rezensionen, Portraits, Interviews, Informationen für Sammler usw.
    Matthey referiert und nutzt zur Typologisierung der Comic-Presse wesentlich drei Konzepte: Den Ansatz von Rolf 1995 zu Special-Interest-Zeitschriften, den Ansatz von Dorer 1995 zur Alternativen Presse und den Ansatz von Knoche/Lindgens 1979 zur Jugendpresse.

    Das Buch gibt neben solchen begrifflich-methodischen Abschnitten einen groben Überblick zur Geschichte der Comic-Presse. Ökonomische und rechtliche Rahmenbedingungen werden eher knapp angerissen. Hauptverdienst der Arbeit ist die produktanalytische Betrachtung des aktuellen Schweizer Comic-Marktes. Durch eine Vorrecherche wurden zum Stichtag 31.04.2000 zunächst 92 Titel als Gesamtheit ermittelt, deren Bekanntheit und Verbreitung sodann eine Befragung von Buchhändlern und Kioskagenturen klärte. Somit ergeben sich auch interessante Einblicke in die Vertriebsbedingungen für deutsche und französische Comics in der Schweiz. Eine Inhaltsanalyse brachte Aufschluss über die Konzepte der verschiedenen Titel, sie wurden u.a. nach verschiedenen Comic-Ausrichtungen (US-Stil, Europ. Stil, Manga, etc.) und Publikationstypen (entsprechend den Comic-Anteilen im Heft u. anderen Merkmalen) systematisiert. Abschließende Fallstudien erhellen die Produktionsstrukturen im Comic-Markt. Alle Publikationen sind im Anhang mit Verlagsdaten und einer Abbildung dokumentiert.

    Das Verdienst dieser Arbeit ist unbestritten, einen Bereich der Schweizer Presse, der in der Forschung besonders defizitär ist, mit einem klaren Untersuchungskonzept erschlossen zu haben. Eine adäquate begrifflich-methodische Erfassung im Rahmen von Gattungen und Typen, auf deren Basis dann ja auch Marktdaten erhoben und errechnet werden, ist hingegen noch zu leisten.
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    Branahl, Udo:
    Medienrecht. Eine Einführung. 4., überarbeitete Auflage
    Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2002. 344 Seiten, 24,90 EUR, ISBN 3-531- 52319-8

    (vo) Dieses Werk, erstmals 1992 erschienen, ist als Lehrbuch für Journalisten, aber auch für Verlagskaufleute angelegt. Es informiert über die wesentlichen Rechte und Pflichten, wie sie sich aus den aktuellen Gesetzen ergeben.

    Das Buch gliedert sich in elf Kapitel, in die jeweils Selbstkontrollfragen eingearbeitet sind. Ein Schlagwortregister erleichtert das gezielte zur Hand nehmen. Ausführlich werden die Rechte bei der Informationsbeschaffung beschrieben und die Reichweiten der Schutzgüter persönliche Ehre, Persönlichkeit und Unternehmensschutz besprochen. Auch Werbung, Urheberrechte, Staatsschutz kommen nicht zu kurz. Das abschließende Kapitel behandelt Rechtsfolgen bei Rechtsverletzungen, insbesondere Gegendarstellung und Haftung.

    Maßgeblich für die Behandlung in diesem urprünglich als Fernstudieneinheit konzipierten Lehrbuch ist die Relevanz für die journalistische Praxis.
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