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Jarren, Otfried und Gerd G. Kopper und Gabriele Toepser-Ziegert(Hrsg.):
Zeitung - Medium mit Vergangenheit und Zukunft. Eine Bestandsaufnahme. Festschrift aus Anlaß des 60. Geburtstages von Hans Bohrmann
München: K.G.Saur 2000. 277 Seiten, 128 DM, ISBN 3-598-11455-0
(av) In dieser Festschrift für Hans Bohrmann, die auch seine Personalbibliographie beinhaltet, sind die Beiträge in drei Kapiteln platziert.
I) "Historische Presseforschung und Pressearchivierung" behandelt die Geschichte der Reportage, die Pressepolitik in der NS-Zeit, den Wert des Zeitungsoriginals und neue Techniken der Zeitungsarchivierung.
II) "Kulturelles Medium und Faktor sozialer Entwicklung" umfasst fünf Beiträge.
Hervorzuheben ist Gerd G. Koppers Aufsatz zur Zeitungskultur in Europa. Er plädiert für ein entsprechendes europäisches Projekt zur Erforschung der Vielfalt der Zeitungen in Europa. Es stelle sich "das europäische Zeitungswesen als eine Art lebendiges Museum kultureller Aneignungsformen dar" (S. 82). "Zeitungen ebenso wie in manchen Sektoren stärker noch Zeitschriften bildeten in vielen Ländern Europas ein wichtiges Instrument der nationlen oder kulturellen Identitätsbildung (...)". (S. 84) "Die europäische Zeitungskultur liefert in einer historischen und gesamteuropäischen Betrachtung eine ausgeprägte Archäologie kultureller Muster der europäischen Gesellschaften (...). (S. 89).
"Technik" untersucht Manfred Rühl in publizistischer Spezifik. Der Schlüsselbegriff ist hierbei "Medialisierung" als "das programmierte Prozessieren publizistischer Programme" (99), gewissermaßen also das Regelwerk der Publizistik. Hinzu treten die Begriffe "publizistische Kausaltechniken" als Planung und Programmierung publizischer Ursachen sowie "publizistische Verarbeitungstechniken" gewissermaßen als konditionale Entscheidungsprogramme publizistischer Organisationen. Weitere Autoren behandeln Zeitungsmärkte, die Zeitung als Zeitgeber und die Wissensgesellschaft.
III) Im dritten Kapitel äußern sich sieben Autoren zu "Forschungsfeldern und Zukunftsperspektiven". Behandelt werden Gerichtsberichterstattung, Geschlechterforschung, Modernisierung, Qualitätsmanagement, Zeitungen und Institutionen, Zeitungsentwicklung sowie die (empirische) Zeitungsforschung im Überblick.
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Böckelmann, Frank:
Wirtschaftliche Verflechtungen und Konkurrenz der Medien in Bayern. Eine Studie der AKM durchgeführt im Auftrag der BLM. 2 Bände
München: Verlag Reinhard Fischer 2001. Band 1: 126 Seiten, 15 EUR, ISBN 3-88927-294-0.
Band 2 - Dokumentation: 612 Seiten, 20 EUR, ISBN 3-88927-295-9
(av) Bereits 1993 hat die BLM die Inhaber- und Beteiligungsverhältnisse der von ihr genehmigten Rundfunkangebote untersuchen lassen, die vorliegende Studie ist somit eine Aktualisierung. Allerdings wird diesmal auch vollständig das Angebot informierender lokaler Tageszeitungen, sowie Magazine und Anzeigenblätter mit über 20.000 Druckexemplaren auf Stadt- und Landkreisebene dokumentiert. Inzwischen haben sich fast alle größeren Tagespresseverlage in Medienunternehmen weiterentwickelt, deren Kerngeschäft zwar die Tagespresse bleibt, die aber auch elektronische Medien als Geschäftsfelder betreiben.
Der Berichtsband gliedert sich "Medien in Erstanbieterstellung", "Multimedia-Unternehmen" und "Angebotslage und Wettbewerbssituation". Die Dokumentation 1 gibt einen Überblick über die publizistischen Produkte nach Landkreisen und kreisfreien Städten. Die Dokumentation 2 schlüsselt die Inhaber- und Beteiligungsverhältnisse in gleicher Weise auf, wie sie Böckelmann für die Tagespresse bereits in seiner Studie "Wem gehören die Zeitungen?" für das Bundespresseamt im Jahr 2000 aufgezeigt hat.
Die Bände geben einen sehr guten, detailreichen Einblick in die bayerische Medienstruktur. Es wäre zu wünschen, dass auch andere Landesmedienanstalten ihr Aufsichtsgebiet in einer solchen Weise transparent werden lassen.
Was diese Untersuchung freilich nicht leisten kann und will, ist die Ermittlung des publizistischen Gehalts der jeweiligen Medien; dies gilt besonders für die Anzeigenblätter.
Das Werk erschließt sich zielgenau über die anhängenden Personen-, Titel- und Unternehmensregister.
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Deutscher Presserat (Hrsg):
Jahrbuch 2001. Mit der Spruchpraxis des Jahres 2000. Schwerpunkt Insider-Information
Konstanz: UVK 2000. 456 Seiten, 22,50 EUR, ISBN 3-89669-331-X
(vo) Das Jahrbuch 2001 ist 120 Seiten dicker als im Vorjahr. Die Gliederung ist unverändert Berichte, Spruchpraxis, Aufgaben/Entschließungen und Statistik. Einleitend schildert Robert Schweizer kompakt neue Entwicklungen des Presserechts durch Politik und Rechtsprechung, gefolgt von einem Aufsatz von Thomas Löffelholz zum Schwerpunktthema Insider-Informationen.
Die Beschwerden haben 2000 eine neue Rekordzahl von 534 schriftlichen Eingaben erreicht, 78 mehr als noch 1999. 185 Veröffentlichungen haben Anlass zur Beschwerde geliefert. In diesem Jahrbuch wird wohl, wenn der Trend anhält, daher letztmals vollständig die Spruchpraxis (auf 271 Seiten) dokumentiert. Die mit Abstand meisten Eingaben bezogen sich auf die Sorgfaltspflicht, gefolgt vom Thema Persönlichkeitsrecht. Die Zahl der öffentlichen Rügen ist um ein Drittel von 15 auf 10 gesunken. Die Missbilligungen des Presserates haben sich von 28 auf 54 nahezu verdoppelt. Im eigenen Blatt nicht abgedruckt wurden die öffentlichen Rügen für "Vogue", "Coupe", "European Trade News" und "BILD" (hier wurde eine von zweien nicht veröffentlicht). Die traurige Spitze in der Gesamtzahl der öffentlichen und nicht öffentlichen Rügen teilen sich mit je drei Rügen "BILD" und "B.Z.".
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Hintze, Manfred:
Lokalpresse Quo Vadis? Defizite und Erfolgspotentiale.
Frankfurt: Deutscher Fachverlag 2002. 139 Seiten, 42 EUR, ISBN 3-87150-770-9
(av) In Gemeinden bis zu 50.000 Einwohnern leben rund 60 Prozent aller Deutschen, ihre Einstellungen zur lokalen Presse wurden bislang nur selten erforscht. Der Autor, langjährig in der Verlagsberatung tätig, hat neben seinen Erfahrung verschiedene empirisch gewonnenen Erkenntnisse verarbeitet.
Methodik und Vorgehensweise werden etwas unübersichtlich und unvollständig im Vorwort dargestellt: Inhaltsanalysen von 26 Zeitungen (je 10 aufeinander folgende Ausgaben) im Zeitraum 1990 bis 1999 in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Inhaltsanalysen im Zeitraum Oktober 1999 bis Oktober 2000 von 27 deutschen Lokalzeitungen; hier wurden die redaktionellen Lokalbeiträge von je 6 aufeinanderfolgenden Ausgaben untersucht. Die meisten Zeitungen stammen aus Nord- und Ostdeutschland. Zudem wurden Gespräche mit 173 Repräsentanten aus Verlagen und Kommunen geführt. Die Leser wurden durch insgesamt 3.159 Telefoninterviews, Gruppen- und Einzelbefragungen einbezogen. Ziel der Untersuchung war das "Aufspüren partizipationsorientierter Publizistik" im Lokalen (S. 15).
Das Werk gliedert sich in vier Teile. Zeitungsmarkt im ländlichen Raum beschreibt auf 20 Seiten die Rahmenbedingungen. Teil 2 skizziert auf 10 Seiten idealtypische Modelle. Teil 3 stellt Ergebnisse der Inhaltsanalysen auf 44 Seiten dar. Teil 4 schließlich diskutiert auf 21 Seiten Ursachen und Lösungen.
Der erste Teil hat Schwächen in Theorie und Leserführung. Die Diskussion der kommunalen Kommunikationsprozesse ist mit Maletzke und Lazarsfeld nicht auf der Höhe unsere Zeit, die Wertorientierungs-Passagen folgen sehr direkt den Spuren von Inglehart und Klages. Dass die Ausdifferenzierung individueller Lebensentwürfe inzwischen auch auf dem Lande stattfindet, ist zudem eigentlich keine wirklich neue Botschaft. Die angeführten Ergebnisse der Leserbefragungen weisen alle auf den Wunsch nach mehr direkter Kritik, nach Hintergrund und Erklärungen in den lokalen Zeitungen hin.
Der dritte Teil beginnt mit Ausführungen, die für ein Fachbuch sehr allgemeine Bekanntheiten ausbreitet: Was Kopfblätter sind, dann Auflagen und Reichweitendaten, schließlich gar neun Seiten Historie. Die Ergebnisse der eigentlichen Inhaltsanalysen bestätigen dann auch für das Jahrhundertende 1999/2000 die kritiklose Berichterstattung, wie sie immer wieder durch - ausführlicher zitierte – verschiedene Inhaltsanalysen zur Lokalpresse im 20. Jahrhundert belegt wurde. Die Neigung der Zeitungen zur Kritik nimmt mit der Wohnortgröße zu und ist in den überregionalen Mänteln am höchsten. Kulturkritik findet auf dem Land nur voll des Lobes statt (S. 91). Dieses Kapitel schließt daher auch mit dem Fazit, die deutsche Landbevölkerung sei "lokalpublizistisch unterernährt". (S. 100)
Im Kapitel 4 wird die räumliche und soziale Nähe von Redakteuren und Verlegern als Hauptursache der Misere herausgestellt, aber auch andere Faktoren werden diskutiert. Die vorgeschlagenen Lösungen - unter anderem Ressourcenaufstockung und mehr Autonomie im Lokalen werden auf erhebliche Widerstände der Verlegerschaft treffen.
Dieses Buch spricht sicherlich vielen Lokaljournalisten aus der Seele - mehr selbst erarbeiteter Journalismus, mehr Kritik, Einordnung, Hintergrund tut im Lokalen not. Doch aktuell geht der Zug in eine ganz andere Richtung: Einsparung von Personal und lokalen Etats, Auslagerung. Als eines der drei positiven lokalen Beispiele nennt Hintze die "Rheinpfalz". Mit deren Verhalten auf lokaler Ebene befasst sich jedoch die journalist-Ausgabe 8/2002 besonders kritisch unter dem Titel "Redaktions-Discount". Der Rezensent hätte gerne auf mehr als zwei Seiten etwas über die betriebswirt-schaftliche Seite der Entwicklung erfahren, statt sich mitunter durch Redundanzen zu quälen, die an optimierungsbedürftige Grundseminare erinnern.
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Doswald, Christoph (Hrsg):
Happy. Das Versprechen der Werbung. Katalog zur Ausstellung im Museum für Kommunikation, Bern.
Zürich: Chronos Verlag 2002. 280 Seiten, 33,90 Euro, ISBN 3-0340-0549-0
(dm) Werbung ist wesentlicher Bestandteil unserer Kultur - in einer "multi-optionalen Gesellschaft" transportiert sie Wertvorstellungen, aus denen sich die Rezipienten Elemente für ihr individuelles Werte-Set herauspicken.
Das Museum für Kommunikation in Bern ging der durchaus spannenden Frage nach, welche Glücksvorstellungen die Werbung heute visualisiert und wie deren Bilder sich zu den tatsächlichen Wünschen und Bedürfnissen der - speziell Schweizer - Bevölkerung verhalten. Weder die textliche Ebene noch die mit den Werbebildern verbundenen Produkte und Marken sollten hierbei eine Rolle spielen.
Das Thema wurde zunächst, in Zusammenarbeit mit dem LINK-Institut (Zürich), in einer empirischen Studie untersucht. In Gruppendiskussionen wurden Glücksvorstellungen ermittelt und anschließend in einen sogenannten LINK-Wertekreis aus 16 verschiedenen Dimensionen umgesetzt (von Individualität über Soziale Einbindung, Status bis Genuss). Eine Online-Befragung lieferte zudem breiteres Datenmaterial, das die Relevanz der Wert-Dimensionen für die Schweizer Bevölkerung abzubilden ermöglicht. Hinzu kam eine Erhebung sämtlicher Werbe-Anzeigen in den "für die Schweiz relevanten" Print-Titeln eines Stichtags. Die - von ihren textlichen Elementen befreiten - Bilder wurden den besagten Kategorien zugeordnet. Dies ist gewiss der gewagteste Teil des Unterfangens - bestimmte Zuordnungen lassen sich in Frage stellen bzw. diskutieren.
Wesentliche Ergebnisse sind in Diagrammen dargestellt und zudem mit Zitaten aus den Gruppendiskussionen untermauert. Ein Ergebnis ist dabei beispielsweise, dass die Befragten ihre Individualität und Authentizität betonen, während die Werbung - noch - stark statusorientierte Bilder produziert.
Die Ausstellung nähert sich, über dieses empirische Projekt hinaus, dem Thema mit einigen zusätzlichen Aktionen. In "Happy TV" wurden Werbespots zu einem virtuellen Lebenslauf zusammengeschnitten, wobei z.B. ersichtlich wird, dass es in der Werbung keine Pubertät gibt. Mit "Happy Agencies" hatte man Werbeagenturen aufgefordert, Glücks-Bilder jenseits eines Produktbezugs zu entwerfen. Diesen erfrischend experimentellen Ansätzen wurden dann noch zwei Abteilungen aus dem Fundus zugesellt: "Happy Propaganda" mit Plakaten aus Kuba und "Happy History" mit historischen Automobil-Anzeigen.
Insgesamt ein sehr gelungener, anregender, optisch ansprechender Katalog, der in seinen Textteilen sehr elaboriert wesentliche Zusammenhänge aus der Werbeforschung einarbeitet.
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Köpf, Peter
Die Burdas. Eine Erfolgsgeschichte. Mit zahlreichen Abbildungen
Hamburg: Europa Verlag 2002. 320 Seiten, 22,90 Euro, ISBN 3-203-79145-5
(md) Peter Köpfs Buch über die Familie Burda verfolgt einen konsequent journalistischen Ansatz: Der Autor hat schriftliche und mündliche Quellen ausführlich recherchiert und präsentiert sein Material in gut lesbarer, zuweilen sogar kurzweiliger Form. Mit wenigen Ausnahmen - etwa bei Franz und Aenne Burdas späteren Interpretation ihrer Rolle in der NS-Zeit - enthält er sich direkter eigener Wertungen sondern stellt die Fülle an Begebenheiten, verschiedene Versionen und Blickwinkel auf eine Situation nebeneinander.
Das Bild der Verlegerfamilie, die in wenigen Jahrzehnten den Aufstieg aus kleinsten Verhältnissen in die Kreise deutscher und schließlich auch internationaler Prominenz bewerkstelligte, setzt sich der Leser überwiegend selbst zusammen und muss dabei auch die Widersprüche verarbeiten, welche sich aus unterschiedlichen Aussagen, Selbstdarstellung und Außenwahrnehmung ergeben. Für das Verständnis der charakterlichen Disposition und des Verhaltens der Burda-Familienmitglieder führt dieses Verfahren zu einer hohen Differenzierung. Weniger geeignet hingegen scheint es, um Strukturen der Verlagsbranche darzustellen, die in diesem Werk folglich auch weniger relevant erscheinen als die Unternehmer-Personen. So zeigt das detaillierte Charakterbild Franz Burdas - des "Senators" - die Voraussetzungen erfolgreichen Unternehmertums der Wirtschaftswunderzeit: Humor und Geselligkeit, ein patriarchalisches Verhältnis zu den Angestellten, das Strenge, Fürsorge und Freigebigkeit vereint, Heimatverbundenheit, Geltungsdrang, Vetternwirtschaft, Beziehungspflege zur Politik. Während der Vater noch alles kontrollierte und am liebsten selber machte, entwickelte der Sohn Hubert Burda, der das Druck- und Verlagshaus zum modernen Medienkonzern ausbaute, ein anderes Erfolgsprinzip: Die Fähigkeit, sich mit "guten" Leuten zu umgeben (S.251). Der Ehrgeiz, sich von den Wurzeln des Provinziellen und Kleinbürgerlichen zu entfernen, äußerte sich bei Aenne Burda in großen Reisen, extravaganten Autos, Pelz und Schmuck. Bei Hubert wurde er transformiert in intellektuelle und schließlich auch verlegerische Ambitionen: So wird etwa die Herausgabe des Magazins Focus - nach einigen fehlgeschlagenen Zeitschriftengründungen - hier nicht in erster Linie als marktstrategisches Verhalten erklärt, sondern aus dem Antrieb heraus, in der Branche in den "Verleger-Olymp" aufzusteigen und nicht mehr als "Rheumadecken-Verleger" tituliert zu werden (S.279).
In der Tat also ein "Blick hinter die Kulissen", wie im Umschlagtext versprochen, der sich glücklicherweise nie auf Klatsch-Niveau begibt, obgleich der Stoff - etwa die Geschichte, wie Aenne Burda zu ihrem Verlag kam - durchaus für eine Aufbereitung im Dallas-Format ausreichen würde. Die Wissenschaft wünscht sich angesichts der Vielzahl befragter und erwähnter Personen freilich ein Namensregister.
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Meyen, Michael
Mediennutzung. Mediaforschung, Medienfunktionen, Nutzungsmuster
Konstanz: UVK 2001. 235 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 3-89669-316-1
(do) Das Lehrbuch "Mediennutzung" aus der Reihe "Uni-Papers" des UVK-Verlags bietet eine knappe und gut lesbare Einführung in das komplexe Feld der Medienrezeption. Autor Michael Meyen hat in der Einleitung explizit darauf verzichtet, "jedes Phänomen in Sachen Mediennutzung auszuleuchten" (S.9). Vielmehr werden wesentliche Aspekte des Themas dargestellt und reflektiert. Kontrollfragen und Literaturempfehlungen sollen die Leser in die Lage versetzen, eigenständig weiterzudenken. So kommt das Buch auch mit einer erstaunlich knappen Gliederung aus: 1) Theoretische Ansätze, 2) Standarduntersuchungen, 3) Funktionen der Medien, 4) Verbreitung und Nutzung (beschränkt auf Fernsehen, Hörfunk, Presse, Kino und Online-Medien), 5) Medienbewertung.
Dennoch leidet die Darstellung keineswegs unter Reduktion oder gar Simplifizierung. Es werden vielfältige neuere Thesen und Erkenntnisse präsentiert. Die Forschungsansätze sind mit meist alltagsbezogenen Beispielen veranschaulicht und zudem ausführlich hinterfragt. Insbesondere wird die Einsicht gefördert, dass Mediennutzung abhängt vom wirtschaftlich-sozialen Umfeld und somit auch dem gesellschaftlichen Wandel unterworfen ist. Tabellarische Übersichten erleichtern den Lesern das Verständnis.
Speziell zur Nutzung der Presse rekurriert mit Meyen einmal mehr ein Autor auf die Unübersichtlichkeit der einzelnen Pressegattungen. Er kommt für die Zeitschriften zum Fazit: "Vielleicht kapituliert die Forschung auch vor dieser Fülle. Die Kommunikationswissenschaft ignoriert das Medium jedenfalls weitgehend." (S.159). Der Autor weist darauf hin, dass etwa die Langzeitstudie Massenkommunikation das Zeitbudget für Zeitschriftenlektüre aufgrund häufig flüchtiger Lektürevorgänge wohl nur unzureichend erfassen kann (S.160).
Neben den von Meyen angeführten Funktionen - Unterhaltung, Fach- und Spezialinformationen, "Märchenbücher des modernen Menschen" - lässt die Vielfältigkeit der Zeitschriftentypen sicherlich weitere wesentliche Funktionen für die jeweiligen Leserschaften erwarten.
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