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ZAW Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (Hrsg.):
Werbung in Deutschland 2010.
Berlin: edition ZAW 2008. 544 Seiten, 16 EUR + Versand; Studenten 9 EUR, ISBN 978-3-931937-49-2,
Direktbezug über Fax. 030-590099-722
(av) Das Jahrbuch Werbung ist eine Sammlung ausführlichen Daten, Fakten und Adressen zur deutschen Werbebranche. Dieses Basiswerk gehört daher in jede Medienbibliothek. Zugleich dient das Buch auch als PR-Instrument für die werbepolitischen Positionen der Branche. Die bewährte Gliederung umfasst Werbung in Deutschland, Werbung und Gesellschaft, Werbeselbstdisziplin/Deutscher Werberat, Werbeberufe, Europa, Nationales Werberecht, Werbungtreibende Wirtschaft, Agenturen, Medien, Berufsstände und Organisationen.
Die Presse wird ausführlich im Kapitel "Medien" abgehandelt. Das Buch verdeutlicht "eine neue Dimension von Werberezession", selbst die online-Werbung stagbiert. Die Investitionen in Werbung sind stark eingebrochen. Die Werbeinvestitionen machen nur noch 1,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, der Werbeanteil der Medien nur noch 0,76 Prozent. Die Netto-Werbeeinnahmen der Medien sind 2009 gegenüber dem Vorjahr um 9,8 Prozent auf 18,37 Mrd. Euro gesunken. Dies gab es noch nie, das Einnahmevolumen entspricht dem Stand 1995. Für 2010 wird eine tendenzielle Aufwärtsbewegung erhofft, was faktisch aber nur die Hoffnung auf Stagnation gegenüber 2009 bedeutet.
Finanzkrise und Wirtschaftsrezession senkten die Nettowerbeeinnahmen der Tagespresse um 15,5 Prozent oder 679 Mio. Euro auf 3.694 Mio. Euro. Markenartikler senkten ihr Werbevolumen um mehr als ein Fünftel, die Stellenofferten halbierten sich. Die Anzeigenblätter hatten mit 2,1 Prozent noch die moderatesten Umsatzeinbußen. Die Rückgänge der Publikumspresse betrugen 16,8 Prozent, der Fachpresse sogar 17,4 Prozent. Allerdings waren hier die Titel je nach Branche unterschiedlich betroffen.
Die Online-Werbung legte nur um 1,4 Prozent zu. Die 30 in 2008 am meisten online werbenden Unternehmen haben ihre Online-Werbeausgaben 2009 um 16,3 Prozent gekürzt.
Viele weiteren spannenden Zahlen verbergen sich in diesem Jahrbuch 2010.
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Schneider, Beate und Silvia Knobloch (Hrsg:)
Controlling-Praxis in Medien-Unternehmen.
Neuwied: Luchterhand Verlag 1999. 252 Seiten, 98 DM, ISBN 3-472-03429-7
(vo) Auch in der Medienbranche wird die Effizienz des eigenen unternehmerischen Handelns, mithin die Wertschöpfung, immer wichtiger. Dies ist Anlass für die Herausgeber, die Praxis des Controlling in verschiedenen Medienzweigen von Insidern darstellen zu lassen. Hierbei liegt ein Hauptaugenmerk auf den Besonderheiten der Instrumente im Vergleich zu anderen Branchen.
In dreizehn Artikeln, die zumeist jeweils mit einem Fazit und weiterführenden Literaturhinweisen enden, wird das Spektrum des Themas aufgefächert.
Den Anfang machen die Herausgeberinnen mit einer kompakten Zusammenfassung der Besonderheiten von Medien als Wirtschaftsunternehmen. Anschließend erläutern zwei Consultants die Funktionen und Instrumente des Controlling. Nun kommen die Controller selber zu Wort - bei NDR, ProSieben, BB Radio Potsdam, Gruner+Jahr, Heinrich Bauer, Süddeutsche Zeitung, beim Fachverlag Wolters/Kluwer, Health Online Service, bei einer Filmproduktionsfirma, den Flebbe-Kinos und schließlich in Werbeagenturen.
Die einzelnen Beiträge liefern eine Fülle von Einblicken in das alltägliche Controlling der Medienwirtschaft. Controlling ist nicht nur Kostenrechnung, sondern eine Koordinations- und Führungsaufgabe für die strategische Unternehmensentwicklung. Allerdings nehmen Budgetierung und internes Berichtswesen den Großteil der Arbeitsleistung in Anspruch. Neben Informationen in Geldgrößen werden der Unternehmensleitung verschiedene andere quantitative Leistungsgrößen als Kennzahlen bereitgestellt.
Dieser Sammelband bietet auf 252 Seiten eine Fülle wertvoller Informationen über die aktuelle Praxis des Controlling in den verschiedenen Medienzweigen. Die Anschaulichkeit wird durch Charts und Tabellen unterstützt, ebenso hilfreich ist das Stichwortverzeichnis am Ende des Buches.
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Stöber, Gunda:
Pressepolitik als Notwendigkeit. Zum Verhältnis von Staat und Öffentlichkeit im Wilhelminischen Deutschland 1890-1914. (Historische Mitteilungen, Beiheft 38)
Stuttgart: Steiner Verlag 2000. 88 DM. ISBN 3-515-07521-6.
(md) In Ihrer Dissertation (FU Berlin 1998) untersucht Gunda Stöber die staatliche Presse- und Informationspolitik vom Regierungsantritt Wilhelms II. bis zum Beginn des I. Weltkriegs. Sie hat dabei sowohl die Forschungsliteratur umfassend einbezogen als auch eine beeindruckende Fülle von Quellenmaterial, das zu Teilen erstmals ausgewertet wurde. Nach einer thematisch-methodischen Einführung (I) wird die Untersuchung in drei Hauptabschnitten durchgeführt: Kapitel II schildert die allgemeinen kommunikationshistorischen Rahmenbedingungen innerhalb des Untersuchungszeitraums. Kapitel III demonstriert an einer Reihe signifikanter Beispiele, wie der Staat gegenüber der Presse agierte und reagierte. Kapitel IV analysiert, wie die wilhelminische Presse- und Informationspolitik in ihrer Zeit diskutiert wurde. Eine Zusammenfassung (V) gewichtet die Relevanz, die der Staat Presse, Öffentlichkeit und öffentlicher Meinung zugemessen hat.
Die sehr detaillierte und komplex argumentierende Darstellung arbeitet heraus, wie uneinheitlich die staatlichen Maßnahmen und Einschätzungen gegenüber der Presse waren. Über weite Strecken dominierten traditionelle Mittel zur "Lenkung" der Presse (Kap. II. C). Zwischen Reichsregierung und den süddeutschen Bundesstaaten wurde die Pressepolitik Konfliktstoff: Der Reichsgedanke und das Kaisertum Wilhelm II. mussten dort von Berlin aus propagiert werden, um zentrifugalen Tendenzen entgegenzuwirken (Kap. III. A). Speziell initiierte Pressekampagnen der Regierung hatten nur dann Erfolg, wenn sie von vornherein öffentlichkeitswirksam konzipiert waren (Kap. III. B). Der Mangel an Koordination offenbarte sich vor allem in den staatlichen, durch Enthüllungen der Presse entstandenen Affären; Wilhelm II. griff durch spontane Anweisungen und Reden häufig in die Abläufe ein, was unerwünschte Folgen haben konnte (Kap. II. C und D). Das Reichsmarineamt unter Tirpitz betrieb eine bereits modern anmutende und gezielte Informationspolitik, die heute als "Flottenpropaganda" ein Begriff ist. Andere Ministerien und Funktionsträger waren hingegen von der Erkenntnis noch weit entfernt, dass eine serviceorientierte Pressearbeit auch im eigenen Interesse relevant wäre. Und selbst wo dies der Fall war, ergab sich das Problem der Finanzierung. "Der Staat war hier in der Zwickmühle großen Bedarfs und der Unmöglichkeit, diesen über die Legislative durchzusetzen. Letzteres hätte bedeutet, die genaue Verwendung der Mittel transparent zu machen." (S.264).
Gunda Stöber hat eine stringente Arbeit vorgelegt, die auch sprachlich auf hohem Niveau geschrieben ist. Für kommunikationshistorisch weniger vorgebildete Leser wäre ein abschließender Ausblick auf den nachfolgenden Wandel staatlicher Pressepolitik hilfreich gewesen, um die Bedeutung des hier dargestellten Zeitraums, evt. als Umbruch- und Übergangsphase hin zu einer systematischen Pressepolitik und Öffentlichkeitsarbeit, einschätzen zu können.
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Spanier, Julia:
Werbewirkungsforschung und Mediaentscheidung. Förderung des Informationstransfers zwischen Wissenschaft und Praxis.
München: Verlag Reinhard Fischer 2000. 219 Seiten, 39 DM, ISBN 3-88927-258-4
(av) In ihrer Dissertation untersucht die Autorin den Transferbedarf der Werbewirkungsforschung. Selber in der Media-Beratung praktisch tätig, konstatiert sie eine Diskrepanz zwischen dem an Universitäten verfügbaren und in den Agenturen angewandten Wissen. Zu deren Verringerung untersucht sie in sechs Kapiteln, wo die Probleme für den Forschungstransfer liegen, welchen Forschungsbedarf die Mediapraxis hat und auf welchen Gebieten der Transfer verstärkt werden muss. Die Arbeit gliedert sich in Abschnitte zu Definitionen von Werbewirkung (12 Seiten), Inhalte der Wirkungsforschung (61 Seiten), Relevanz des Wissenstransfers (19 Seiten), Anlage und Ergebnisse der Befragung (45 Seiten) sowie Förderung des Transfers (20 Seiten).
Spanier hat die vorhandene Literatur zur Werbewirkungsforschung gründlich aufgearbeitet und präsentiert deren Methoden oder Befunde übersichtlich im dritten Kapitel ihrer Arbeit. Die durchgeführte Befragung von 556 Mediaentscheidern mit 229 auswertbaren Rückläufen ist hypothesengeleitet und methodisch sauber durchgeführt. Ein ausgewähltes interessantes Ergebnis: Mediaentscheider nutzen nicht nur MA, VA und AWA. Auch die Zahlen der GfK, der TdWI und der VuMA werden von mehr als jedem Zweiten ausgewertet.
Als Fazit ihrer Untersuchung hält die Autorin fest: Werbewirkungsforschung kann zur Optimierung der Mediaentscheidung beitragen. Diesen Nutzen unterschätzen heute die Mediaentscheider oder sie sehen ihn gar nicht, drei Viertel halten ihre Berufserfahrung für ausreichend. Die dominierende quantitative Datengläubigkeit der Mediawelt mit ihrer Reichweitenphilosophie und ihrer damit kontaktorientierten Auffassung von Werbewirkung entspricht aber nicht mehr dem eher individualorientierten Erkenntnisstand der Wissenschaft.
Viele Mediaentscheider haben somit einen wesentlichen Nachholbedarf und sollten sich öfters über den Diskussionsstand der wissenschaftlichen Forschung informieren. Inwieweit auch die einschlägige auflagenstärkere Media-Fachpresse in diesem Punkt versagt, thematisiert die Autorin leider nicht.
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Lebeck, Robert und Bodo von Dewitz (Hrsg.):
Kiosk. Eine Geschichte der Fotoreportage 1839-1973.
Göttingen: Steidl Verlag 2001. 328 S. 58 DM. ISBN 3-88243-791-X
(do) Der Katalog der gleichnamigen aktuellen Ausstellung im Museum Ludwig / Agfa-Foto-Historama Köln basiert auf der Illustrierten-Sammlung des Fotoreporters Robert Lebeck. Lebeck hat auch die Auswahl und Zusammenstellung der Ausstellung vorgenommen. Im Katalog sind die 666 Exponate vollständig abgebildet - es handelt sich hierbei um Titelbilder bzw. Doppelseiten von Zeitschriften-Originalen. Sie werden im wesentlichen in einer chronologischen Ordnung dargeboten, die sich in neun Sektionen gliedert:
- Das illustrierte Journal (Fotografie als Holzstich und Einführung der Autotypie)
- Illustrierte Nachrichten und Ereignisse 1896-1914
- Pressefotografie im ersten Weltkrieg 1914-1918
- Fotojournalismus in den 20er Jahren
- Politische Propaganda mit Fotografien 1933-1936
- Die Zeit der Kriegsreportagen 1936-1945
- Fotoreportagen der Nachkriegszeit 1945-1949
- Das Weltgeschehen wird fotografiert 1950-1959
- Klassische Reportagen 1960-1973.
Die Textteile des Katalogs sind knapp gehalten und beschränken sich auf die grobe Skizzierung von Entwicklungen und Rahmenbedingungen. Der Anhang bietet eine Liste von Biografien der Fotografen, eine Auswahlbibliografie der Illustrierten und eine auf die Fotografiegeschichte beschränkte Literaturliste. Das auf diese Weise zusammengekommene Material stellt einen überaus anregenden Zugriff auf das komplexe Themenfeld dar. Lebecks Ziel ist es, die bedeutendsten Fotoreportagen aus Europa und den USA zu präsentieren.
Die Publizistikwissenschaft hätte zu einer Geschichte der Fotoreportage vermutlich auch einiges beizutragen. Insbesondere die Verknüpfung der Reportagen mit Informationen zu den Zeitschriften, zum Zusammenwirken von Bildjournalisten, Chefredakteuren, Art-Directoren und zu ökonomischen Rahmenbedingungen der hochauflagigen Illustrierten wäre zu leisten.
Das pessimistische Fazit der Ausstellungsmacher über "das Sterben der klassischen Illustrierten und das Ende der Fotoreportage" (S.294) kann aus Sicht der Presseforschung so nicht geteilt werden. Nie gab es eine solche Bandbreite an Zeitschriften wie heute, viele davon mit Massenauflage. Fotostrecken spielen hier nach wie vor eine wichtige Rolle. Allerdings hat ein Funktionswandel stattgefunden. Es sind nicht mehr die hehren politischen und sozialen Themen, die für ein Massenpublikum anspruchsvoll aufbereitet werden. Der Fotojournalismus ist selbstverständlicher und damit wohl auch "gewöhnlicher" geworden: Zum Beispiel in Sportzeitschriften, Haus- und Wohnungsmagazinen, Reise- und Kulturjournalen.
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Dahrendorf, Ralf:
Liberal und unabhängig. Gerd Bucerius und seine Zeit.
München: C.H. Beck 2000. 301 Seiten, 48 DM, ISBN 3-406-46474-2
(md) Ralf Dahrendorf würdigt Gerd Bucerius als einen "Gründer des deutschen Nachkriegsgemeinwesens", der in seinen verschiedenen Tätigkeiten ursprünglich als Jurist, dann als Politiker, Verleger und Publizist die demokratische und marktwirtschaftliche Orientierung der Bundesrepublik mitgestaltet hat.
Bucerius war 39 Jahre alt als er 1945 im Auftrag der britischen Besatzungsmacht erstmals im Pressewesen tätig wurde und zwar als Abwickler der NS-Zeitung "Hamburger Tagblatt". Zusammen mit dem Verlagskaufmann Ewald Schmidt di Simoni und den beiden Journalisten Lovis H. Lorenz und Richard Tüngel wurde Bucerius Lizenzträger der Wochenzeitung "Die Zeit" - sie erschien erstmals am 2. April 1946.
In der unmittelbaren Nachkriegszeit zog es Bucerius allerdings mehr zum politischen Engagement: Er übernahm für einige Monate das Amt des Bausenators in Hamburg, trat in die CDU ein und wurde als Abgeordneter in den ersten Bundestag gewählt. Mit seinem "Faible für große Männer" (S.81) stand er im Austausch mit den politischen Größen der neuen Bundesrepublik, was ihm auch weiterhalf, als er sich in den 50er Jahren im "Zeit"-Verlag die Alleinherrschaft erkämpfte.
In die Rolle des Verlegers wuchs Bucerius nach und nach hinein. Gleichwohl publizierte er auch von Anfang an in der "Zeit". 1949 hatte der "Zeit-Verlag" Anteile des "Stern" übernommen.In den folgenden Jahren bezuschusste die Illustrierte durch ihre rasche Aufwärtsentwicklung die stark defizitäre "Zeit". 1962 löste ein Artikel im "Stern" einen Konflikt zwischen Bucerius' Existenzen als Politiker und als Verleger aus. Der Beitrag "Brennt in der Hölle wirklich ein Feuer?" von Jürgen von Kornatzky führte durch die Kritik an der katholischen Kirche zu heftigen Protesten in der CDU. Bucerius stellte sich hinter seine Journalisten, legte sein Mandat nieder und trat aus der Partei aus.
Die nun folgende Phase seines Lebens widmete er dem wirtschaftlichen Ausbau seines Verlages. Sie gipfelte 1965 in der Beteiligung am neu gegründeten Konzern Gruner+Jahr und 1973 in der Übernahme des Vorsitzes des Aufsichtsrats bei der Bertelsmann AG. Gerd Bucerius spielte nun beim Poker der Pressekonzerne um ihre Marktanteile mit. Er war in eine Vielzahl der bekannten und hier komprimiert geschilderten Transaktionen und Fusionen verwickelt.
Ralf Dahrendorfs Biografie orientiert sich lobenswerter Weise an den Quellen - vor allem die Selbstaussagen werden dabei kritisch gewertet. Der Autor bemüht sich stets, die Vita des Politikers und Verlegers in die historischen Rahmenbedingungen einzupassen. Das private Leben wird einbezogen, so relativ blass und nebensächlich es auch bei einem Mann bleibt, der als "puritanisch" beschrieben wird. Besonders gelungen ist das Kapitel "Ein rechter Liberaler", das Bucerius durch seine Beziehungen und Briefe zu den Journalisten der "Zeit" aber auch zu Heinrich Böll, Reinhard Mohn und Helmut Schmidt charakterisiert. Die Verlegerpersönlichkeit stellt Dahrendorf durch folgenden Vergleich heraus: "Axel Springer intervenierte selten, aber richtungsentscheidend. (...) Bucerius intervenierte ständig, aber stets im Detail, punktuell. Die Richtung stand nie zur Debatte". (S.116)
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Bucher, Hans-Jürgen und Ulrich Püschel (Hrsg.):
Die Zeitung zwischen Print und Digitalisierung.
Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2001. 260 Seiten, 49 DM, ISBN 3-531-13474-4
(av) Dieser Sammelband besteht aus zwei Teilen. Nach einem einführenden Aufsatz finden sich fünf Beiträge zu den Entwicklungstendenzen der gedruckten Zeitungen. Sodann gehen vier weitere Abhandlungen dem Thema "Online-Zeitungen" - Neue Forschungsaufgaben nach. Anstoß zum Buch war ein titelgleiches Kolloquium an der Universität Trier im November 1998. Stand der meisten Beiträge ist 1999, das Manuskript wurde im Oktober 2000 abgeschlossen.
Hervorzuheben ist im ersten Teil insbesondere der Beitrag von Claudia und Joachim Blum "Deutsche Tageszeitungen im Wandel". Die Autoren schildern auf 24 Seiten die Zeitungen als Bewahrer des Althergebrachten. Tradierte Auffassungen prägen die Blätter. Innovationen geschehen selten und zurückhaltend. Auch heute bleibt gültig: Das Visuelle ist dem Text-Primat untergeordnet.
Sodann gibt es Aufsätze zu "Ereignisbericht und Korrespondenz bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts", zu "journalistischem Schreiben am Arbeitsplatz" als Fallstudien, zu "Frankreichs Tagespresse" und ihre Online-Auftritte, zum digitalen Workflow in den Redaktionen.
Als Einstieg in den zweiten Teil Online dient ein theoriegeleiteter Beitrag von Hans-Jürgen Bucher. Er plädiert auf der Grundlage empirischer Projekte dafür, den Begriff "Interaktivität" zur Beschreibung der Online-Nutzung zu verwenden. Denn diese sei nach denselben Organisationsprinzipien strukturiert wie dialogische Formen der Kommunikation. Seine vielfältigen Argumente lohnen einer sorgfältigen Überprüfung. Weitere Aufsätze thematisieren eher auf der deskriptiven Ebene "Textgestaltung fürs WWW", "Text-Bild-Beziehungen" sowie Online-Programmguides in Frankreich.
Der Kern dessen, was "Zeitung" sei, wird im Buch nicht bestimmt; dies ist ein Mangel. Die Herausgeber belassen es stattdessen bei einer "begrifflichen Offenheit des Ausdruck 'Zeitung': Die Erscheinungsform muss nicht das entscheidende Kriterium für eine Mediendefinition sein." Mal wird sodann (Tages-)"Zeitung" als einheitliches Medium behandelt (so im Titel), mal ist die "gedruckte Zeitung" etabliertes Medium und die "Online-Zeitung" neues Medium und ihre Verwandtschaft wird auf der Ebene der Darstellungsformen erst nachgewiesen. Der Leser fragt sich verwirrt: Was denn nun?
In diesem Band fündig wird, wer sich insbesondere für Produktanalysen und Veränderungen in der journalistischen Textproduktion angesichts publizistischer Websites interessiert. Nicht behandelt werden verlagsstrategische und ökonomische Aspekte des Themas.
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Böckelmann, Frank:
Wem gehören die Zeitungen?
Konstanz: UVK 2000. 518 Seiten, 68 DM, ISBN 3-89669-321-2
(vo) Im Auftrag des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung hat die Arbeitsgruppe Kommunikationsforschung München die Inhaber- und Beteiligungsverhältnisse der deutschen Tages- und Wochenzeitungsverlage erkundet und vollständig mit Stand 1. November 1999 auf 470 Seiten dokumentiert. Das anspruchsvolle Unternehmen hat das gesetzte Ziel erreicht, erstmals die Eigentumsverhältnisse bis auf die Ebene der natürlichen Personen aufzudecken.
Dies ist der Arbeitsgruppe methodisch aufwendig gelungen, indem zunächst die Grundgesamtheit der Verlage durch Abgleiche der diversen bekannten Verzeichnisse ermittelt wurde. Sodann wurden für alle Firmen Handelsregisterauszüge angefordert. Dies wurde wiederholt, wenn unter den Eigentümern wiederum juristische Personen eingetragen waren. Beteiligungen an Aktiengesellschaften und Stiftungen konnten nur im Wege der Selbstauskunft ermittelt werden.
Die Dokumentation der Beteiligungsverhältnisse enthält folgende Informationen: Bundesland und Ort des Sitzes, gerichtskundiger Verlagsname, Hinweise auf Verflechtungen/Kooperationen, Zeitungstitel mit Mantelherkunft/Verkaufsauflage/Ausgabenzahl, Höhe Stammkapital bzw. Einlagen, Kapitalanteile und Namen der Eigner (Gesellschafter, Komplementär, Kommanditisten) mit Wohnorten. Der Orientierung im Werk sollen drei Register dienen: nach Zeitungstiteln, nach Personen, nach Unternehmen.
Übergreifend wird lediglich eine Typologie der Eignerverhältnisse im Fließtext dargeboten. 40 Prozent der Verlage lassen sich als Familien- und Partnergesellschaften von Nachkommen und Erben bezeichnen. 16 Prozent sind Töchter von Medienkonzernen, 11 Prozent Töchter von Regionalverlagen. Sieben Prozent der Verlage haben einen einzigen Gesellschafter, sechs Prozent sind lokale Familienbetriebe mit kapitalkräftigen Minderheitenpartnern. Darüber hinaus werden noch elf weitere Typen unterschieden.
Leider haben die Autoren darauf verzichtet, weitere aus dem Datenmaterial gewonnene Erkenntnisse oder auch einfach Forschungsfragen zu formulieren. Querbezüge müssen daher vom Leser selber etwas mühsam mithilfe der Register erschlossen werden. Bei der Lektüre frappierte den Rezensenten besonders die erstaunliche Zersplitterung vieler Familiengesellschaften. Anteilsaufkäufe zur Verringerung der Personenzahl scheint es hier kaum zu geben. Das führt bereits zur ersten Forschungsfrage: Sind die Familienmitglieder derart traditionsbewusst oder sind auch Kleinstanteile von 0,21 Prozent noch hoch lukrativ?
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Werben & Verkaufen (Hrsg.):
Medien 2001. Medienkonzerne in Deutschland: Umsätze, Daten, Kontakte
München: Europa-Fachpresse-Verlag 2000. 198 Seiten (A4), 198 DM, ISBN 3-478-24312-2
(vo) Dieses Nachschlagwerk zu den Großen der Medienbranche verstaubt sicherlich in keinem Regal. Wer sich rasch über Strukturen und Beteiligungen informieren will, wer wichtige Kennzahlen sucht, hat in diesem Jahrbuch eine fundierte Quelle zur Hand. Die beiliegende CD-ROM mit Informationen über die 300 größten Medienkonzerne weltweit ist durch die Internationalisierung des Medien-Business eine wichtige Ergänzung. Das großformatige Buch teilt sich in zwei Bereiche.
Auf den ersten 40 Seiten werden wichtige Entwicklungen und Branchenkennzahlen, nach Medien geordnet und häufig in Rankings gefasst, wiedergegeben: Unternehmensumsätze, Werbeumsätze, Auslandsaktivitäten. Quellen sind nicht nur die einschlägigen Institutionen, also Fachverbände und IVW. Vielmehr pflegt Ferdinand Schulz, Redakteur des Jahrbuches, auch eigene Datenbanken und kann daher Übersichten zu Unternehmensübernahmen, im Ausland herausgegebenen Zeitschriften deutscher Verlage oder ausländischen Medienunternehmen in Deutschland vorlegen.
Für die siebenseitige Chronik (August 1999 - August 2000) wurde eine schlüssige Auswahl wichtiger Ereignisse getroffen. Die Artikel "Massive Expansion der deutschen Medien" sowie "Hype im Internet" sind für den Insider hingegen von begrenztem Nutzen.
Den weiten Teil bilden auf 160 Seiten die Porträts der 150 größten deutschen Medienkonzerne, je Unternehmen eine halbe bis vier Seiten. Genannt werden Adresse, Umsatzzahlen, Gründungsdatum, Gesellschafter, Management, Übernahmen/Beteiligungen mit Jahresangaben, schließlich Aktivitäten/Tochterfirmen/Beteiligungen mit Beteiligungshöhen und nach Geschäftsfeldern sortiert. Größtenteils sind die Führungsköpfe abgebildet.
Für das nächste Jahrbuch (es erscheint im September 2001) bleiben einige wenige Verbesserungswünsche: Für den Erstnutzer fehlt ein Hinweis auf die Sortierfolge über den ersten Familiennamen. Denn den ASV findet man unter "Springer", M.DuMont Schauberg unter "DuMont" - "Data Becker" allerdings unter "Data". Die Internet-Adresse findet sich bislang statt unter der Adresse am Ende des jeweiligen Porträts, und das auch nicht durchgängig. Dies aber wäre, genauso wie die Telefondurchwahl der Pressestelle, ein interessanter Zusatznutzen für alle, die ergänzend nähere Informationen zu den Konzernen suchen.
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Küpper, Norbert:
Zeitungs-Trends 2000. Die Highlights des europäischen Zeitungsdesigns (= Journalisten-Werkstatt)
Freilassing: Verlag Johann Oberauer 2000. 24 Seiten, 6 DM + Versand, Bestell-Nr. 20098
(vo) Dieses Heft der Supplement-Reihe "Journalisten-Werkstatt" zeigt ausgewählte Zeitungsdesigns von Gewinnern des "European Newspaper Award 2000 Newspaperdesign". Der Autor stellt eingangs die Trends 2000 übersichtlich dar und erläutert die besonderen Merkmale der Beispiele. Hierbei gilt der besondere Augenmerk Titelseiten, Sektionstiteln, Infografiken, Fotos, Beilagen und Sonderseiten. Eine kompakte, gut gemachte Broschüre.
Hinweis: Mitte des Jahres 2001 ist das Buch "Zeitungsdesgin 2" mit der Darstellung aller Gewinner erschienen. Es umfasst 192 Seiten und ist über das Büro für Zeitungsdesign für 35 EURO zzgl. Versandkosten direkt zu beziehen.
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