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Bremenfeld, Eckhard u.a.:
Fachwissen Medienkaufmann/-frau Digital und Print. Leitfaden für Verlagsberufe und Quereinsteiger. 4. überarbeitete Auflage.
Düsseldorf: Springer-VDI 2006. 275 Seiten, 29,80 Euro, ISBN 978-3-935065-20-7
(vo) Unter neuem Haupttitel erscheint dieses Buch bereits in der vierten Auflage und trägt dabei der Änderung des Berufsbildes Verlagskaufmann in Medienkaufmann Rechnung. Strukturell hat sich in dem Werk wenig geändert. Neu ist der - sinnvollere - Einstieg über den Marketing-Mix, neu ist ein Kapitel über Bücher. Knapper gefasst sind die Themen Herstellung und Historisches. Das erste große Kapitel schildert die Marktsituation bei Zeitungen und Zeitschriften. Es folgt ein - teilweise redundantes - knappes Kapitel zu Online-Medien. Als nächstes wird sehr ausführlich die Vertriebswelt beleuchtet. Dann schließen sich Kapitel zum Anzeigengeschäft und zur Mediaplanung an. Herstellungs-Aspekte schildert ein weiteres Zwischenkapitel vor Ausführungen zum Anzeigen- und Vertriebsrecht. Bücher behandelt das letzte Hauptkapitel vor Übungsaufgaben, Literatur- und Stichwortverzeichnis sowie dem Ausbildungsrahmenplan für Ausbilder.
In dem Werk werden die wesentlichen Bereiche Vertrieb und Anzeigen ausführlich und detailreich behandelt. Diese Informationen sind sicherlich die Stärke des Leitfadens und eben auch zentral für die Berufsneulinge.
Störend sind hierbei Redundanzen, die sich aus der Überschneidung von Kapiteln ergeben. Die Marktübersichten fächern die Titelvielfalt kräftig auf, könnten jedoch präziser und aussagekräftiger sein. Themen wie Verlagsorganisation oder Workflow im Verlag werden weiterhin nur angerissen.
Einige Mängel bestehen auch in der vierten Auflage weiter fort: Befruchtungen durch die Erkenntnisse der Medienökonomie/ Medienbetriebslehre und der Presseforschung fehlen weitgehend. Stattdessen finden sich mitunter urzeitliche Sätze a la "Medien (...) sollen Botschaften von einem Sender zu einem Empfänger transportieren" (Seite 7), auch wird "Publizistische Einheit" weiterhin falsch erklärt (Seite 11). Eine Zeitschriftenforschung, die "auf ihre Eigenständigkeit" insistiert (Seite 18), gab es nur von 1933-1945.
Insgesamt eignet sich das Buch als einführender Leitfaden insbesondere für die beiden Säulen Anzeigen und Vertrieb sowie als entsprechendes Nachschlagwerk für Verlagsprofis.
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Zeitschriften im Unterricht. Medienkundliches Handbuch. Hg.v. Verband der Zeitschriftenverlage in Bayern.
Aachen-Hahn:Hahner Verlagsgesellschaft 2002. 346 Seiten, 35 Euro, ISBN 3-89294-308-7
(do) Das Handbuch ist Ergebnis eines medienpädagogischen Projekts zur Leseförderung. Neben Geleit-, Gruß-, Vorwort und einer Einführung enthält es Erfahrungsberichte von Lehrerinnen und Lehrern, die veranschaulichen, mit welch vielfältigen Zielsetzungen Zeitschriften im Unterricht einsetzbar sind.
Beteiligt am Projekt waren das Bayrische Staatsministerium für Unterricht und Kultus, die Akademie für Lehrerfortbildung Dillingen, der Verband der Zeitschriftenverlage in Bayern e.V. und das IZOP (Institut zur Objektivierung von Lern- und Prüfungsverfahren, Aachen). Die Unterrichtseinheiten wurden mit Schulklassen aus Gymnasien, Haupt-, Real-, Wirtschafts-, und Berufsschulen (7.-12. Klasse) erarbeitet.
Der Verband der Zeitschriftenverlage hat dem Projekt die Zeitschriften zugänglich gemacht, und dadurch das inhaltliche Spektrum bestimmt. Entsprechend gliedern sich auch die Erfahrungsberichte: Neben drei Unterrichtseinheiten, die sich dem Zeitschriftenmarkt widmen, gibt es Berichte zu Politischen Magazinen, Fremdsprachlichen Zeitschriften, Werbung und Wissensvermittlung, Computerzeitschriften und Verkehr.
Zeitschriften werden den Schülern einerseits nahegebracht als "eine wertvolle und nützliche Quelle bei ihrer Recherche zu unterschiedlichen Sach- und Themengebieten" (S.17). Andererseits sollen die Schülern einen kompetenten Umgang mit Zeitschriften einüben (Analyse). Die Erfahrungsberichte sind - auch durch den Abdruck der entsprechenden Zeitschriften-Beiträge - für Lehrer sehr anschaulich und übersichtlich gestaltet und regen zur Weiterentwicklung an.
Im Anhang finden sich ein Literaturverzeichnis, eine BANGER-Sachgruppen-Systematik und das Mitgliederverzeichnis des VZB nebst deren Zeitschriftentiteln.
Der Eindruck, dass Leseförderung in Bayern ihre Grenzen hat, drängt sich allerdings dadurch auf, dass unter der Rubrik "Politische Magazine" (tatsächlich hier Plural) ausschließlich Beiträge zu "Focus" subsumiert sind. Die Unterrichtserfahrungen beschränken sich auf die interne Analyse des Magazins. Übersteigt eine vergleichende Analyse von Nachrichtenmagazinen - der Hamburger Konkurrent wird an keiner Stelle auch nur erwähnt - das Förderungsinteresse Bayerischer Verleger?
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Das Gesicht der Welt: Grosse Augenblicke des Fotojournalismus. Fotografien und Texte der Agence France-Presse.
München: Knesebeck Verlag 2001. 422 Seiten, 49,90 Euro, ISBN 3-89660-105-9
(md) "Das Gesicht der Welt": Ein gewichtiger, großformatiger Bildband mit sehr guter Abbildungsqualität - erschienen zum 15-jährigen Bestehen der Fotoagentur von Agence-France-Presse. Die Leistungsschau der ambitionierten Agentur will "Politik und Kultur der Völker, ihre Religion und ihren Alltag an der Schwelle zum 21. Jahrhundert" (Klappentext) dokumentieren.
Im Vorwort von Bertrand Eveno erhalten die Leser einige Impressionen aus der Arbeitsweise im modernen Fotojournalismus: "Heute tragen die Fotografen ihre Ausrüstung am Körper. Mit einem Mini-Computer und dessen Antenne können sie direkt vom Ort des Geschehens das digitale Bild übermitteln, das sie eine Sekunde zuvor aufgenommen haben." (S.5) Gleichwohl wird neben der Schnelligkeit auch eine gesellschaftliche Aufgabe des Fotojournalisten postuliert sowie eine journalistische und künstlerische Berufspflicht: "Sie muss die Disziplin formaler Strenge akzeptieren und die Verpflichtung, Fakten in Kontexte einzuordnen." (S.7)
Der Bildband gliedert sich in 13 Themenkreise, die sowohl die Vielfalt menschlichen Daseins in unserer modernen Welt, aber auch wichtige politische Ereignisse und Konfliktpunkte veranschaulichen wollen. Das Spektrum reicht von "Der Sieg der Banane" (Fall der Mauer) über Globalisierungsfolgen bis zu "Der Mensch schafft sich seine Katastrophen selbst". Afrika, Asien, Lateinamerika, der Nahe Osten werden besonderes in den Blick genommen. Jedes Kapitel (mit Ausnahme von "Portraits") ist ein Einführungstext eines AFP- Mitarbeiters vorangestellt.
"Das Gesicht der Welt" ist geprägt von den Kämpfen und Leiden der Menschen. Der Fotojournalismus bringt symbolträchtige Bilder hervor, die Konflikte oder Paradoxien herausarbeiten, wie z.B. das Foto des ultra-orthodoxen Juden mit Maschinengewehr und einem Säugling im Arm (S.68, Fotograf Menahem Kahana). Bilder positiver Lebensäußerungen ("Die Kunst des Feierns" oder "Die Leidenschaft für den Sport") können dem kein Gegengewicht bieten bzw. spielen im Fotojournalismus offensichtlich eine untergeordnete Rolle.
Ein Kapitel hätte sich die Rezensentin noch gewünscht: Neben der Abbildung und Dokumentation fotografischer Leistungen wäre es interessant gewesen zu sehen, wie das Material der Agenturen in konkreten Zeitschriftenbeiträgen weiterverarbeitet wird. Auch die Bedeutung der Bildunterschriften, die im Vorwort betont wird, hätte sich so exemplarisch veranschaulichen lassen.
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Schneider, Beate und Wiebke Möhring und Dieter Stürzebecher:
Ortsbestimmung. Lokaljournalismus in den neuen Ländern
Konstanz: UVK 2000. 360 Seiten, 54 DM, ISBN 3-89669-259-3
(vo) Grundlage der Veröffentlichung ist ein Auftrag des Bundesinnenministeriums von 1995 zur Untersuchung der "Lokalberichterstattung in den neuen Bundesländern in den Städten und Gemeinden unter 100.000 Einwohnern". Das Gutachten wurde Ende 1996 fertiggestellt, jedoch nur teilweise veröffentlicht. Die Autoren haben die Strukturdaten bis in das Jahr 1999 fortgeschrieben.
Der Lokaljournalismus in den neuen Bundesländern wird mit drei Methoden untersucht: Einer Strukturanalyse lokaler Medien als Vollerhebung, einer gründlichen Inhaltsanalyse von 20 lokalen Tageszeitungen in einer Novemberwoche 1995 (vergleichend mit 12 Zeitungen in den alten Bundesländern) und einer Face-to-face-Befragung von insgesamt 400 Personen in vier Kleinstädten.
Die bereits zu DDR-Zeiten vorherrschenden 14 früheren SED-Bezirkszeitungen dominieren auch gegenwärtig die lokale Publizistik mit mehr als 90 Prozent der redaktionellen Unterausgaben und 93 Prozent der Auflagen. Hierbei folgen die Verbreitungsgebiete und Ausgabenstrukturen zudem unverändert den alten DDR-Kreisstrukturen und nicht der Anfang der 90er Jahre veränderten Verwaltungsgliederung. Allerdings hat sich der Umfang der Lokalberichterstattung - früher knapp eine Seite täglich - deutlich erhöht. Das Angebot an Anzeigenblättern - zu DDR-Zeiten eine unbekannte Presseart - ist immer noch stark in Bewegung. Allerdings haben es vom örtlichen Tagespresseverlag unabhängige Titel schwer, sich wirtschaftlich zu behaupten. Stadtmagazine erscheinen in städtischen Ballungsgebieten, die ohnehin publizistisch besser versorgt sind. Die Ermittlung lokaler Amtsblätter gestaltete sich als schwierig, denn die anhaltenden Gebietsreformen und die hohe Fluktuation erschwerte eine Bestandsaufnahme.
Mit diesem Buch legen die Autoren einen gründlichen Überblick über die lokale Printmedienszene in den neuen Bundesländern vor. Zugleich zeigen sie für den Tagespressemarkt Ost Veränderungen in den 90er Jahren auf, in deren Verlauf die meisten überregionalen DDR-Titel eingestellt wurden, sich die Fülle an Neugründungen wieder verflüchtigt und die verkaufte Gesamtauflage halbiert hat. Die Zahl unterschiedlicher Zeitungsmäntel ist heute niedriger als zu DDR-Zeiten. Der Umfang der Lokalteile hat sich seit 1991 verdoppelt - von zwei auf durchschnittlich vier Seiten. Titel in Wettbewerbsgebieten (insbesondere Neugründungen) haben hierbei rund zwei Seiten mehr Lokales im Blatt als Monopolzeitungen. Die Auswertung der Befragungen zeigt sehr heterogene Ergebnisse, die aber z.B. Marketing-Verantwortlichen in Tageszeitungen implizit wichtige Ansatzmöglichkeiten aufzeigen.
Die Vielzahl der Fakten lohnt einer eigenständigen Lektüre. Das Werk hat eine klar gegliederte Struktur. Zum Verständnis tragen auch die ausführlichen methodischen Erläuterungen und die Zusammenfassungen am Ende der Hauptkapitel bei.
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Knoll, Joachim H. und Elke Monssen-Engberding (Hrsg):
BRAVO, Sex und Zärtlichkeit. Medienwissenschaftler und Medienmacher über ein Stück Jugendkultur
Mönchengladbach: Forum Verlag Godesberg 2000. 193 Seiten, 39 DM, ISBN 3-930982-54-4
(vo) Dieser Sammelband, herausgegeben im Kontext der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, ist quasi eine Aktualisierung der Diskussion aus dem 1978 erschienenen Werk "Pro und Contra BRAVO". Die Töne sind insgesamt deutlich moderater geworden, die Positionen haben sich kräftig angenähert. Der Sammelband selber ist im Überformat 20x24 cm sehr gut lesbar. Der zweispaltige Satzspiegel, Randnotizen und viele farbige BRAVO-Abbildungen laden sowohl zum Blättern als auch zum sich fest lesen ein. Schlecht gelöst ist allerdings, die Anmerkungen zu den Beiträgen ganz an das Ende des Bandes zu stellen.
Zwölf Artikel und ein Anhang nähern sich kenntnis- und faktenreich der Zeitschrift und vermitteln zugleich viele Erkenntnisse über heutige jugendliche Lebenswelten. Aus der BRAVO-Crew schreiben Chefredakteur und Objektleiter, ein Dr.Sommer-Teammitglied und der Rechtsanwalt des Verlages. Die Wissenschaft repräsentiert der Pädagoge Joachim H. Knoll, langjähriger Gutachter in Indizierungsverfahren und bereits beim Buch von 1978 Mitherausgeber. Weitere Autoren sind Pädagogen und in der BjS bzw. im Jugendmedienschutz tätige Personen.
Hatten bis tief in die 70er Jahre hinein zumeist die Bewahrpädagogen mit ihrer generellen Gefährdungsvermutung durch kommerzielle Jugendzeitschriften bei den Jugendschützern die "Lufthoheit", so hat sich dies - auch durch die Erkenntnisse der Presseforschung und der Pädagogik - inzwischen gründlich geändert. Zudem droht der Sexualitätsaufklärung durch veränderte Einstellungen kaum noch die Indizierung. Die kommerzielle Jugendpresse gehört zur Phase des Erwachsenwerdens dazu. Hier ist zwar nicht alles Gold, aber die Konzepte reflektieren weitgehend die jugendlichen Lebenswelten. Im Durchschnitt ist Bravo zwei Jahre das Leitmedium vieler Jugendlicher - und diese Phase setzt immer früher ein.
Die Lesercharakterisierung durch Chefredakteur Jürgen Stollberg lautet in etwa: Die Leserschaft der BRAVO ist nicht mehr durch Altersangaben klar umreißbar. Die Entdeckung eines potentiellen Partners, von Liebe bzw. Sexualität, gehört zur Erlebniswelt der Leser, dies kann mit neun Jahren oder aber erst mit fünfzehn geschehen. Die Jugendlichen sind zwar durch die Medien bereits an Erotik gewöhnt, Nacktheit ist omnipräsent. Aber sie beziehen diese noch nicht auf die eigene Emotionalität, auf den eigenen Wunsch nach Zärtlichkeit. Drei Phasen des Lesens und entsprechende Funktionen der Zeitschrift seien zu unterscheiden: 1) Einstieg - Abbau von Ängsten, Aufbau eigenen Zutrauens; 2) Mitte - Eroberung der Spielarten von Zärtlichkeit; 3) Spätphase - Sicherheit und Selbstbewußtsein.
Dieses Selbstbild kommt freilich dem Charakter eines Bildungsmediums sehr nahe. Doch kritische Stimmen zu BRAVO sind inzwischen selten. Die letzten spektakulären Indizierungsverfahren liegen mit 1995 und 1996 bereits mehrere Jahre zurück.
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Böning, Holger und Arnulf Kutsch und Rudolf Stöber (Hrsg.):
Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 2001
Stuttgart: Franz Steiner 2001. 320 Seiten, 78 EUR, ISSN 1438-4485
(av) Mit zehn Aufsätzen ist auch das dritte Jahrbuch wieder reichlich gefüllt. Enger auf die periodische Presse beziehen sich sechs Artikel.
Susanne Lachenicht befasst sich mit der deutsche Emigrantenpresse in Straßburg nach der französischen Revolution. 18 politische Blätter hatten das Ziel, per Export die deutschen Landsleute für die Revolution zu gewinnen. Christiane Vogel untersucht die Pariser plebejischen Revolutionszeitungen vom Typ des "Père Duchesne". Heutige Nachrichten über Inhaber von Altersrekorden vergleicht Guido Bee mit Kalenderbeiträgen aus dem "Rheinländischen Hausfreund" und destilliert dabei bemerkenswerte Konstanten des Publikumsinteresses. Ein wichtiges Stück Technikgeschichte trägt Alexander Friebel stringent aufbereitet aus der Literatur zusammen: Die Entdeckung von Holz als Rohstoff der Papierherstellung im 19. Jahrhundert und die Entwicklung des chemischen Zellstoffverfahrens. Hierdurch enstand das moderne Zeitungspapier als eine wesentliche Voraussetzung der Massenpresse. Das Verhältnis der deutschen Kolonialzeitungen 1898 bis 1914 zu den kaiserlichen Behörden behandelt Rainer Pöppinghege.
Schließlich durchleuchtet Hainer Michaelske die Funktion der Frankfurter Zeitung im System der NS-Propaganda. Er plädiert für eine Abkehr von den dichotomen Deutungsmustern "Widerstand zwischen den Zeilen" bzw. "Trojanisches Pferd der NS-Pressepolitik". Stattdessen geht es dem Autor darum, zu beschreiben, wie die NS-Propaganda trotz bzw. mit der "Frankfurter Zeitung" funktionierte. Im Ergebnis wertet Michaelske die Zeitung als funktional für das System, eben weil ihr die Rolle eines Feigenblattes zugewiesen wurde.
Wie im Vorjahr runden zahlreiche Buchbesprechungen und eine Auswahlbibliographie
2000 von Wilbert Ubbens das Jahrbuch ab. Es verfügt zudem über eine eigene Internetadresse, hier finden sich neben dem Inhaltsverzeichnis alle Abstracts der Aufsätze:
http://www.uni-leipzig.de/~hsk/pgs/jahrbuch/titel.html.
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Böning, Holger und Arnulf Kutsch und Rudolf Stöber (Hrsg.):
Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 2000
Stuttgart: Franz Steiner 2000. 312 Seiten, 78 EUR, ISSN 1438-4485
(av) Das zweite Jahrbuch führt mit seinen neun Aufsätzen wiederum breit in das Thema Kommunikationsgeschichte. Die Presseforschung steht im Zentrum von sechs Beiträgen.
Brigitte Scherbacher-Posé forscht der Romanschriftstellerin Sophie von La Roche nach, die zugleich Herausgeberin und Verfasserin der ersten deutschen Frauenzeitschrift "Pomona für Teutschlands Töchter" (1783-1784)war. Mit ihrer Tätigkeit für vielfältige Zeitschriften und Jahrbücher ihrer Zeit könne sie als erste deutsche Journalistin bezeichnet werden.
Annett Volmer untersucht französischsprachige Journale, die in Gotha und Weimar im 18. Jahrhundert zeitgleich mit deutschsprachigen Zeitschriften erschienen. Dorothea Steffen analysiert Inhalte der zentrumsnahen katholischen und der sozialdemokratischen Großstadtpresse: Wie und nach welchen Mustern berichten sie im Zeitraum 1870 bis 1891 wechselseitig übereinander als ideologische Gegner?
Mit den Jugendschutzdebatten der frühen BRD befasst sich Stephan Buchloh. Der Autor untersucht die (Vor-)Geschichte des Jugendschutzes und des GjS. Er schildert und interpretiert die zeitgenössischen Vorstellungen von CDU/CSU und SPD zur Jugend, zur Sexualität und zu Medienwirkungen. Leider psychologisiert Buchloh hierbei stark und blendet die "Realien" fast vollständig aus. Der unverzichtbare Blick in die zeitgenössischen inkriminierten Schriften unterbleibt somit. Dass die legale Presse in Polen den Systemwechsel unterstützt hat, analysiert Karl von Delhaes. Er nutzte hierfür das umfangreiche Pressearchiv des Herder-Instituts (Marburg), dessen Leiter von Delhaes ist. Ausführlich schildert der Autor die Entwicklung des Presselenkungssystems, Auswirkungen des Kriegsrechts 1981, die Presselandschaft und Ergebnisse der polnischen Rezipientenforschung.
Schließlich stellt Matthias John den Forschungsstand des sachthematischen Inventars zur sächsischen Pressegeschichte vor. Das Projekt scheint in der Tradition der klassischen Zeitungswisenschaft zu stehen. Denn der zugrundegelegte Pressebegriff umfasst lediglich die Tagespresse, erweitert um "zeitungsähnliche Periodika" (Amtspresse, Anzeigenblätter, Parteipresse. Somit werden (wieder einmal) alle anderen Pressegattungen ignoriert, was angesichts von Aufwand und Volumen des Projektes unverständlich ist.
Ausgewertet werden ausschließlich Akten, es geht also nicht um die Erfassung der Zeitungsbestände.
Wie im Vorjahr runden zahlreiche Buchbesprechungen und eine Auswahlbibliographie
1999 von Wilbert Ubbens das Jahrbuch ab. Es verfügt zudem über eine eigene Internetadresse, hier finden sich hier finden sich neben dem Inhaltsverzeichnis alle Abstracts der Aufsätze:
http://www.uni-leipzig.de/~hsk/pgs/jahrbuch/titel.html.
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