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Rezensionen zu Neuerscheinungen 1998 - 2000

 

     
    Ascherfeld, Nicolaus:
    Presse-Grosso und Europarecht. Eine Untersuchung der kartell- und grundrechtlichen Aspekte des deutschen Presse-Großhandels im Europarecht unter besonderer Berücksichtigung der parallelen Problemlagen bei der Buchpreisbindung
    Frankfurt u.a.: Peter Lang 1999. 210 Seiten, 79 DM, ISBN 3-631-35687-0

    (vo) Dies ist eine sehr lesenswerte juristische Untersuchung des deutschen Pressegrosso. Der inhaltliche Kern ist dieser Arbeit ist erfreulich deutlich formuliert. Ascherfelds Ziel ist es, "das im nationalen Recht weitestgehend akzeptierte Grosso System auch auf seine Legitimität im Europarecht hin zu überprüfen" (S. 1) Sein abschließender Befund: "Auch bei rein wirtschaftlicher Betrachtungsweise vermögen die positiven Auswirkungen der Vertriebskonzeption die negativen Effekte zu kompensieren". "Vor diesem Hintergrund erweist sich eine Freistellung der Bindungen nach Art.85 Abs.3 EVG als sachgerecht." (S. 210). (d.i. Ausnahmen vom Verbot wettbewerbshindernder Vereinbarungen).

    Herleitung und Begründung sind sorgfältig strukturiert. Die drei Hauptkapitel befassen sich mit der Darstellung des Grosso-Vertriebs, europarechtlichen Konfliktpunkten sowie drittens grundrechtlichen Bezügen. Im ersten Kapitel überprüft der Autor anschaulich die gegenseitige Bedingtheit von Remissionszusicherung, Dispositionsrecht, Ubiquität und Preisbindung. Im zweiten Kapitel werden Gebietsschutz und Preisbindung aus einer EG-Sichtweise heraus geprüft. Ascherfeld klassifiziert den Grossisten zutreffend argumentierend als Eigenhändler und nicht als Kommissionsagent (58ff.). Der Autor kommt abweichend von der herrschenden Literaturmeinung zu dem Schluss, das Vertriebssystem sei aufgrund des absoluten Gebietsschutzes eher eine Form des Alleinvertriebs denn ein selektiver Vertrieb. Allerdings wird dieser Gebietsschutz durch andere Vertriebswege - insbesondere Bahnhofsbuchhandel und Abonnement - abgemildert. Zudem dient das System der koordinierten Vertriebssteuerung "sämtlicher Produzenten einer Branche". Ein solcher "universeller Alleinvertrieb" (Universalvertriebskonzeption) ist in unserem Wirtschaftssystem einzigartig (71), den spezifischen Anforderungen von Presseprodukten sowie der Pressevielfalt aber besonders angemessen.

    Das Kapitel Preisbindung arbeitet systematisch die großen Unterschiede zwischen den Produkten Buch und Presse heraus. Der Autor zeigt überzeugend, dass für die Pressepreisbindung ungleich zwingendere ökonomische Gründe sprechen. Er kommt daher zu dem Befund: "Ein Bestehenbleiben der Pressepreisbindung bei Aufhebung der Buchpreisbindung unter europarechtlichem Einfluss ist durchaus vorstellbar." (157)
    Das dritte Kapitel befasst sich mit der Diskussion grundrechtlicher Bezüge. Laut BVerfGE 77, 346 ist das Pressegrosso in den Schutzbereich des Art. 5 Abs. 1 Satz 2 eigenständig einbezogen. Argumentativ prüft der Autor sorgfältig entsprechend unterschiedliche Schutzbereiche und Auswirkungen staatlicher Eingriffe und ihre Beurteilung aus der Sicht der bisherigen EuGH-Rechtsprechung.
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    Barck, Simone und Martina Langermann und Siegfried Lokatis (Hrsg.):
    Zwischen "Mosaik" und "Einheit". Zeitschriften in der DDR.
    Berlin: Christoph Links 1999. 751 Seiten, 48 DM, ISBN 3-86153-191-7

    (vo) Dieser umfangreiche Sammelband enthält die Referate und Gesprächsausschnitte der Tagung "Zeitschriften in der DDR" vom Oktober 1998. Trotz der Dicke fällt die Länge der einzelnen Beiträge aufgrund ihrer Vielzahl - es sind 77 - eher knapp aus. Die Gruppierung in neun Kapitel trägt nur wenig zur Orientierung des Lesers bei, denn diese tragen Titel wie "Bunte Blätter - Graue Zonen", "Fenster zur Welt" oder "Spezialisten unter sich?". Um so wichtiger ist die Möglichkeit, sich den Sammelband über das Titelregister oder das Personenregister zu erschließen. Die Tagung breitete ein "buntes Kaleidoskop" der DDR-Zeitschriftenlandschaft, ihrer Inhalte und Bedingungen aus. Referenten waren sowohl journalistische Zeitzeugen als auch Wissenschaftler unterschiedlicher kulturwissenschaftlicher Disziplinen. Der Zuwachs des Titelspektrums blieb in der Entwicklung der DDR vergleichsweise gering - von ca. 350 Titeln (alle Pressegattungen) in 1954 auf ca. 543 Titel in 1989. Besonders im Bereich der Fachpresse gab es für jedes Fachgebiet nur einen einzigen Titel. Die Heterogenität der jeweiligen Produktionsbedingungen war für die Presse der DDR trotz zentraler Lenkungsmechanismen beträchtlich.

    Einschränkend gilt: Es überwiegt bei der Mehrzahl der titelbezogenen Artikel die erzählte Erinnerung von Zeitzeugen vor der analytischen Gesamtschau oder der ergiebigen, quellengestützten Titelbiografie. Systematischer behandelt wird hingegen z.B. das Thema Pressedistribution. Wer sich mit der der Presse der DDR beschäftigt, sollte einen Blick in diesen Sammelband nicht versäumen.
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    Polkehn, Klaus:
    Das war die "Wochenpost". Geschichte und Geschichten einer Zeitung.
    Berlin: Christoph Links 1997. 376 Seiten, 39,80 DM, ISBN 3-86153-141-0

    (vo) Dieses Buch ist schon etwas länger auf dem Markt, aber es hat eine Rezension an dieser Stelle verdient. Denn Polkehn, langjähriger Redakteur bei der Wochenpost von 1954 bis 1991, hat eine bemerkenswerte Titelbiographie vorgelegt. Bereits das Konzept ist ungewöhnlich, denn das Buch ist eine Kollage von drei Strukturelementen: Erstens einer Besprechung einer beliebigen Wochenpost-Ausgabe je Jahr durch den Autor, zweitens Marginalspalten-Texte aus der Wochenpost und aus Beurteilungen über die "Wochenpost", schließlich drittens der Hauptteil als gleichsam postume, systematische Betrachtung dieses Periodikums.

    Auf diese Weise ist das Werk reich gefüllt mit Fakten und Bewertungen zur Geschichte der DDR, der DDR-Presse und der "Wochenpost". Neben den Inhalten der Publikation erfährt der Leser viel über das Innenleben der Redaktion, aber auch über Veränderungen der Lenkungsmechanismen der SED im Verlauf der Jahre 1950 bis 1989, über Leserbefragungen und schließlich die Wende 1989/90 in "Wochenpost" und Berliner Verlag. Wichtige Dokumente und Aussagen sind durch einen Anmerkungsapparat abgesichert, ein Personenregister erleichtert das Auffinden von Informationen über relevante Funktionsträger.
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    Böning, Holger und Arnulf Kutsch und Rudolf Stöber (Hrsg.):
    Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte
    Stuttgart: Franz Steiner 1999. 314 Seiten, 78 EUR, ISSN 1438-4485

    (av) Historische orientierte Beiträge finden in der Kommunikationswissenschaft zur Zeit keine adäquate Heimat mehr. Aus dieser Erkenntnis heraus haben engagierte Kommunikationshistoriker als interdisziplinäre Plattform das "Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte" geschaffen. Der erste Jahresband 1999 bringt neun Artikel, eine große Zahl an Buchbesprechungen und eine Bibliographie aller einschlägigen Aufsätze in Zeitschriften des Jahres 1998. Den Artikeln ist zum schnellen Überblick eine Zusammenfassung nachgestellt.

    Pressehistorisch besonders ergiebig sind drei Aufsätze. Zeitungen im 30jährigen Krieg behandelt Johannes Weber. Er zeigt in seiner inhaltlichen Analyse der Zeitungen auf, dass um 1620 bereits neben die unparteiische politische Berichterstattung meinungbeeinflussende Presseerzeugnisse traten. Durch das Mittel der Nachrichtenselektion entwickelten die Zeitungen unterschiedliche politische Profile, die jedoch noch frei von propagandistischen Tendenzen blieben. "Ort des politischen Meinungskampfes und der Selbstdarstellung der Kriegsparteien ist in erster Linie die nichtperiodische Publizistik (...)".
    Ein lesenswerter Beitrag zur defizitären Erforschung der provinzialen Pressegeschichte im 19. Jahrhundert ist Peter Frankes Aufsatz über Berthold Feistel und seine "Ueckermärkische Zeitung". Der erste Vorsitzende des Deutschen Buchdruckerverbandes entwickelte sich vom Berliner Schriftsetzer zum engagierten Zeitungsverleger in der Kleinstadt Angermünde.
    Die Frühgeschichte der Frauenbewegungspresse und deren Frauenleitbilder analysiert Susanne Kinnebrock in einer Totalerhebung der drei Zeitschriften "Gleichheit", "Frau" und "Frauenbewegung" im Zeitraum 1891 bis 1914. Ihr gelingt es hierbei, die unterschiedlichen Funktionen der Titel pointiert herauszuarbeiten.

    Darüber hinaus finden sich in einem Beitrag von Michael Meyen Hinweise zur Verfügbarkeit von Produkten der westdeutschen Presse in der DDR der 50er und 60er Jahre und umgekehrt. Schließlich schildert Frank Andert einige Details zur Frühgeschichte der Leipziger Presse, auf die er bei der Nutzung der lokalen Archive gestoßen ist.
    Zahlreiche Buchbesprechungen und eine Auswahlbibliographie 1998 von Wilbert Ubbens sind abschließend eine Fundgrube für weiteren Lesestoff.
    Das Jahrbuch verfügt auch über eine eigene Internetadresse, auf der die abstracts der Aufsätze eingestellt sind: http://www.uni-leipzig.de/~hsk/pgs/jahrbuch/titel.html.

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    Hagemann, Gernot:
    Mitarbeiterpublikationen in Deutschland. Hrsg. v. Stadtwerke Hannover
    Hannover: Stadtwerke 1998. 65 DM, Tel. 0511-430-2681

    (av) Strukturuntersuchungen zu ganzen Pressegattungen sind Raritäten. Jenseits der aktuellen Nachschlagwerke für die Werbewirtschaft macht sich heute nur selten noch jemand auf, systematische Überblicke innerhalb der Druckmedien zu erarbeiten. Nicht aus der Wissenschaft, sondern aus der Praxis stammt eine sehr erwähnenswerte Übersicht, die das Feld der Mitarbeiterpublikationen schlaglichtartig beleuchtet. Die Stadtwerke Hannover haben bereits 1998 ein sehr kompaktes schmales Booklet herausgegeben, das 126 Mitarbeiterpublikationen auf denkbar knappem Raum porträtiert: Pro Titel stehen 10 x 21 cm zur Verfügung. Doch aussagekräftige Piktogramme und farbige Coverfotos vermitteln nicht nur einen Eindruck von der jeweiligen Publikation, es werden auch Zusatzinformationen aus den Befragungen gegeben: zum Unternehmen, zur Funktion der Publikation, zu ihrer Zielgruppe, der Distributionsart, der Feedbackmessung.

    Vor den Einzelporträts finden sich die Ergebnisse der Antworten von 141 Redaktionen in dreizehn Diagrammen. Diese leiden jedoch darunter, dass sie Angaben zu Firmenpublikationen aus unterschiedlichsten Branchen und aus unterschiedlich großen Unternehmen zusammenfassen. Nach welchen Kriterien die insgesamt 119 angeschriebenen Wirtschaftsunternehmen ausgewählt wurden, bleibt ungenannt.

    So hat das Booklet seinen Nutzen stärker in seiner Funktion als Materialsammlung denn als systematische Analyse der Gattung Werkpresse. Immerhin zeigt sich, dass in der betrachteten Auswahl die Zeitschriftenausstattung im A4-Format bevorzugt gewählt wird, dass die vierteljährliche oder zweimonatliche Periodizität dominiert, oder dass nur in rund 10 Prozent aller Publikationen auch Fremdanzeigen erscheinen. Einige weitere Ergebnisse und den Fragebogen haben die Stadtwerke Hannover auch im Internet auf ihrer Website veröffentlicht, und zwar unter
    http://www.stadtwerke.de/medien/mitarbeiterpublikation.

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    Adam-Wintjen, Christine:
    Werbung im Jahr 1947. Zur Sprache der Anzeigen in Zeitschriften der Nachkriegszeit
    Tübingen: Max Niemeyer 1998. 237 Seiten, 134 DM, ISBN 3-484-31197-5

    (md) Aus heutiger Sicht mag es angesichts der Rahmenbedingungen der unmittelbaren Nachkriegszeit und des vielfältigen Mangels zunächst erstaunen, dass es 1947 trotz Papierknappheit bereits wieder ein großes Angebot an Pressetiteln gab und dass darin auch Anzeigen der Produktwerbung geschaltet wurden.
    Werben in einer Zeit, in der die Produkte mitunter gar nicht lieferbar waren, bedeutete eine"Investition für die Zukunft" (S. 14). Werbeanzeigen in Zeitschriften übernahmen damals Nachrichten-Funktion: Firmen unterrichten darin ihre Händler und Kunden, dass sie den Krieg überdauert haben, umgezogen sind, die Produktion wieder aufnehmen. Marken werden wiederbelebt ("Was gut ist, kommt wieder") oder in Erinnerung gehalten ("Später hoffen wir, unseren alten Freunden wieder liefern zu können."). Hinzu kam eine Ratgeberfunktion: Viele Produkte präsentieren sich als Stütze in einem vom Mangel geprägten Alltag; der Gebrauchswert steht im Vordergrund, was in der Wortwahl der Werbetexte ("ergiebig", "sparsam", "nahrhaft", "zuverlässig" etc.) ersichtlich wird.
    Die bereits in den 20er Jahren gewonnenen Erkenntnisse der Werbeforschung waren in der grundlegend veränderten Gesellschaft der Nachkriegszeit nicht mehr anwendbar: Die Werbung im Jahre 1947 wandte sich nicht an verschiedene Zielgruppen sondern im wesentlichen an die als sparsam und fürsorglich charakterisierte Hausfrau. Hier wurde ein traditionelles, angesichts der Realität der "Trümmerfrauen" idealisiertes Rollenbild verwendet, um den Sehnsüchten der Rezipienten nach Normalität und Geborgenheit in der Familie zu entsprechen. Stilistisch dominierte die Sachlichkeit, da sich die Werbung sowohl vom präskriptiven Stil der 20er Jahre als auch von den Propaganda-Strategien der NS-Zeit distanzieren mußte. Die persuasive Komponente der Werbung wurde nunmehr unterschwelliger. So schwächte man etwa direkte Imperative beispielsweise häufig durch Reime ab ("Jederzeit habí zur Hand / Hansaplast Wundschnellverband"). Die Autorin verortet hier Anfänge suggestiver Strategien, wie sie in der heutigen Werbung üblich sind.

    Adam-Wintjens Buch geht, wie diese Zusammenfassung der Ergebnisse zeigt, weit über eine rein sprachwissenschaftliche Analyse hinaus. Der sozial- und kulturgeschichtliche Kontext wird stets miteinbezogen. Die Arbeit ist auch für die jenseits der Sprachwissenschaft am Thema interessierten Disziplinen ergiebig. Der logische Aufbau und die gute Lesbarkeit sind besonders zu loben. Nach dem Quellenverzeichnis bilden 286 Anzeigen das Textcorpus der Untersuchung. Sie wurden aus Jugend-, Frauenzeitschriften und Illustrierten entnommen, deren Titel auf S. 23 aufgelistet sind. Auch wenn die Autorin keine repräsentative Untersuchung der Werbung des Jahres 1947 anstrebte, so hätte man doch die Kriterien für ihre Auswahl gern erfahren.
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    Mikrofilm-Archiv der Deutschsprachigen Presse e.V. 10. Bestandsverzeichnis 1998
    Berlin: Vistas Verlag 1998. 604 Seiten, 40 DM, ISBN 3-89158-189-0

    (md) Wer über Presse forscht, benötigt häufig in Bibliotheken und Archiven befindliche Zeitungen und Zeitschriften als Quellen. Seit Ende der 50er Jahre werden Bestände teilweise verfilmt, zum einen um die Originale zu schonen, zum anderen um den Fundus der überlieferten Presseprodukte leichter zugänglich zu machen.

    1965 wurde das "Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse" (MFA) mit Sitz in Dortmund als gemeinnütziger Verein gegründet. Hier haben sich Presseforscher, Institute, Bibliotheken, Archive zusammengeschlossen, um die Mikroverfilmung der überlieferten deutschen Presseerzeugnisse voranzutreiben, damit ihren Bestand zu sichern und durch die Anfertigung von Kopien zu verbreiten.

    Das im Oktober 1998 erschienene 10. Bestandsverzeichnis bezeichnet sich als "im wesentlichen komplette Bibliographie der verfilmten deutschsprachigen Presse." Nicht nur von Mitgliedern des Vereins stammen die Daten der Verfilmungen von mehr als 8.000 Pressetiteln, sondern auch von anderen relevanten Institutionen. Das Bestandsverzeichnis informiert über die Mitglieder und Satzung des MFA sowie über Modalitäten und Preise bei der Filmbestellung, welche zentral über die Geschäftsstelle der MFA abgewickelt wird. Hans Bohrmann, Vorstandsmitglied des MFA, erläutert in einem einführenden Text die Kriterien für die Verfilmung. So werden etwa schwerpunktmäßig Titel mit Zeitungsausstattung verfilmt. Zeitschriften finden nur dann Berücksichtigung, wenn sie inhaltlich universell angelegt sind (Illustrierte, Programm-, Frauenzeitschriften).

    Den Hauptteil des Bestandsverzeichnisses bildet das Verzeichnis der Original- und Duplikatmikrofilme. Es ist nach den Erscheinungsorten der Pressetitel alphabetisch geordnet. Ein zusätzliches Titelregister und ein Register für Beilagen erleichtern die Suche. Über ein Sigel-Verzeichnis kann der Benutzer den Standort der verfilmten Zeitungen ermitteln. Der Haupteintrag im alphabetischen Ortsregister enthält unter anderem Angaben über die verfilmen Ausgaben, Jahrgänge, Hefte und über eventuelle Lücken.

    Das vormals immer im Selbstverlag erschienene, nunmehr erstmals über den Buchhandel erhältliche Bestandsverzeichnis des Mikrofilm-Archivs gibt der Presseforschung einen übersichtlichen und gut handhabbaren Katalog von leicht zugänglichen Quellen an die Hand.
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    Rössler, Patrick (Hrsg.):
    Moderne Illustrierte, Illustrierte Moderne. Zeitschriftenkonzepte im 20. Jahrhundert. Katalog zur Ausstellung in der Württembergischen Landesbibliothek vom 17. Juni bis 1. August 1998
    Stuttgart: Württ. Landesbibliothek 1998. 108 Seiten, 14 DM, ISBN 3-88282-049-7

    (md) Rösslers Projekt, das in Zusammenarbeit mit Studierenden des Aufbaustudiengangs Journalistik der Universität Hohenheim entstand, befaßt sich mit Zeitschriften, die im Verlauf des 20. Jahrhunderts inhaltlich und/oder gestalterisch jeweils avantgardistische Konzepte verwirklicht und einem breiteren Publikum vermittelt haben. In dem zu der Ausstellung vorgelegten Begleitbuch erläutert der Herausgeber in einem einführenden Artikel zunächst diesen Ansatz näher und unterlegt ihn mit einer Reihe von kommunikationswissenschaftlichen Überlegungen. Insbesondere bezieht er sich auf die Diffusionsforschung, welche den Prozeß der Entstehung, über die Verbreitung bis hin zur Durchsetzung neuer Ideen, Stile und Produkte untersucht.

    Rössler geht es um bestimmte Zeitschriften, die er als "Mulitplikator-Illustrierte" bezeichnet. Diese werden definiert als Zeitschriften, welche die Verbreitung moderner Ideen als herausgeberisches Ziel verfolgen und sich entsprechend zwischen der Kleinstauflage reiner Avantgardetitel und den hochauflagigen "Mehrheitspublikationen" bewegen. Hierfür abgrenzende Zahlen zu nennen, war dem Autor allerdings wohl doch zu problematisch.

    Die für die Ausstellung und den Katalog exemplarisch ausgewählten acht Titel werden nachfolgend einem eher gestalterischen (Layout / Illustration) einem inhaltlichen innovatorischen Schwerpunkt zugeordnet. Zu den gestalterisch modernen Titeln werden "Das Neue Frankfurt", "die neue Linie" (vor 1945) und "magnum" sowie "twen" (nach 1945) gezählt. Als stärker inhaltlich innovativ werden "Querschnitt" (vor 1945), "Der Ruf", "konkret" und "Pardon" (nach 1945) eingestuft.

    Die den Hauptteil des Katalogs ausmachenden Portraits der acht Zeitschriften sind dann jedoch chronologisch nach Erscheinen geordnet. Jedes Kapitel sucht insbesondere das charakteristisch Neue am Konzept des Titels in seinem historischen Kontext herauszuarbeiten, wobei auch Informationen zur Gründungsgeschichte der Zeitschrift, zu Auflagen, Verlagswechseln, Redakteuren, Art-Direktoren, Autoren, Illustratoren und Fotografen einfließen. Abbildungen von Titelblättern und Doppelseiten, Literaturangaben und eine Aufstellung der für die Zeitschrift wichtigsten Daten runden jede Darstellung ab. Auch wenn nicht die tatsächliche Mulitplikatoren-Funktion nicht in jedem Fall nachvollziehbar wird (etwa bei "Das neue Frankfurt", das über eine Auflage von 4000 Exemplaren offenbar nicht hinauskaum und überdies auch aufgrund seines hohen Preises nur ein rein intellektuelles Publikum erreichte, vgl. S. 46), so sind die hier vorgelegten Zeitschriften-Portraits auch jenseits der Fragestellung lesenswert und von Anlage und Umfang her vorbildlich. In ähnlicher Art wünschte man sich die Beiträge für ein "Lexikon der Zeitschriften", das nach wie vor eine von vielen Lücken der Presseforschung darstellt.
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    Wilke, Jürgen (Hrsg.):
    Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland
    Köln/Weimar/Wien: Böhlau 1999. 846 Seiten, 68 DM, ISBN 3-412-14898-9

    (av) Dieses umfassende Werk zur Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland wird seinem eigenen Anspruch gerecht und sollte daher in keiner Bibliothek fehlen. Die Presse ist ihrem Rang entsprechend in vielen Aufsätzen präsent, ihre Abhandlung wird durchgehend von den thematisch "zuständigen" Fachwissenschaftlern vorgenommen. Dem Herausgeber Wilke, selber der Presseforschung verbunden, ist es gelungen, die wesentlichen Autoren zu gewinnen: Strukturbeschreibungen geben Kurt Koszyk für die Lizenztagespresse, Walter J. Schütz für die weitere Entwicklung der Tagespresse und Hans Bohrmann für das schwierige Feld der Zeitschriftengattungen.
    Inhalte im Wandel untersuchen Hans Mathias Kepplinger bei der Tagespresse, Jürgen Wilke unter dem Aspekt der Leitmedienfunktion bei verschiedenen Pressegattungen, Christina Holtz-Bacha bei der alternativen Presse und Michael Schmolke bei der kirchlich-konfessionellen Presse.
    In weiteren, auch pressebezogenen Beiträgen befassen sich Hans-Jürgen Papier und Johannes Möller mit dem Presserecht, Gunter Holzweissig mit den Massenmedien der DDR und Beate Schneider mit den neuen Bundesländern. All diese Aufsätze sind, wie bei diesen Autoren nicht anders zu erwarten, auf der Höhe der heutigen Forschung geschrieben. Sie entdecken hierdurch gleichzeitig die Lücken in der Forschung, die es gerade im Feld der Zeitschriftengattungen gibt.

    Der Block "Funktionswandel und Wirkungsgeschichte" der Medien entdeckt einen Nachholbedarf der Kommunikationswissenschaft und wirft Fragen nach den geeigneten Untersuchungsmethoden auf. Entsprechend sind die Beiträge dieses Kapitels als "erste Würfe" verdienstvoll und für vertiefende Forschungen anregend.

    Die Beiträge im Sammelband bieten insgesamt kaum Grund zur Kritik. Vereinzelt gibt es Wissenslücken, so in Siegfried J. Schmidts Beitrag "Werbung", der ernstlich meint: "Wirtschaftswerbung begann in der Bundesrepublik erst wieder nach der Währungsreform 1948." (vgl. hierzu Adam-Wintjen: Werbung im Jahr 1947. Tübingen 1998)
    Abschließend finden sich ein zentrales Literaturverzeichnis und ein Personenregister sowie eine Zeittafel, deren pressebezogene Datenauswahl dem Rezensenten in ihrer Relevanz nicht immer einleuchtet.
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