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Koschnick, Wolfgang J. (Hrsg.):
Focus-Jahrbuch 2008. Schwerpunkt: Web 2.0 und 3.0. Reale und virtuelle Welt
München: Focus Magazin Verlag 2008. 538 Seiten, 29,90 EUR, ISBN 3-98108871-9
(vo) "Die größere Zahl der Autoren zählt zu den Machern und Praktikern des Web 2.0. (...) Im Mittelpunkt stehen praxisbezogene Einschätzungen und keine Phantasien im Stile der Trendforschung. Und da nimmt es nicht wunder, dass sich keiner der Autoren vor Begeisterung über die ungeahnten Möglichkeiten des Web 2.0 überschlägt." Soweit der Herausgeber in seiner Einführung. 18 Beiträge befassen sich mit dem Schwerpunktthema, ergänzt um weitere Texte zu Neuromarketing,Medienforschung, Mediaagenturen und Werbung. Der besonderer Tipp ist dabei ein Text von Ulrich Saxer "Werbung. Die prekäre Institution", S. 403-456.
Doch zum Thema: Die Kernbeiträge sind bis auf den Statusbericht des Herausgebers zwischen zehn und 35 Seiten lang und von unterschiedlicher Qualität.
Es geht um Targeting, Kundenbindung, Marketing, Geschäftsmodelle, RSS, Mobiles Web, Shopping 2.0, Senioren und mehr. Zunächst spannt Koschnick unterhaltsam und zugleich analytisch den Bogen auf: Weblogs, user-generated-content, virtuelle Communities, IPTV, Podcasting, persönliche Werbung. Sein Fazit: Die neuen Möglichkeiten vertiefen die Wissenskluft zwischen denen, die das Netz intelligent nutzen und denen, die dumpfe Unterhaltung konsumieren.
Lesenswert auch ein Beitrag von Martin Oetting zum Marketing. Weil die Mundpropaganda ins Netz wandert, findet Marketing inzwischen auch ohne Unternehmen statt. Die Konsumenten sind online anstatt auf von Unternehmen vorgegebenen Wegen auf "virtuellen Trampelpfaden" unterwegs.So einiges ist weiterhin lesenswert. Genannt werden soll noch ein Beitrag von Svens Dirks zur Kannibalisierung von Print. Er berichtet über eine Studie vom Januar 2007, 4.505 Personen ab14 Jahren wurden zu ihrem Mediennutzungsverhalten befragt. Aus den Antworten zu den Vor- und Nachteilen von Online und Print hat das Unternehmen einen Cannibal-Index zwischen 0 und 100 konstruiert und auf einzelne Publikumszeitschriften bzw. Objektgrupen angewandt. Hiernach kostet die Internetnutzung der Leser den Zeitschriften Auflage, das Gefährdungspotential ist je nach Titel verschieden. Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Und die Operationalisierung der Gegenstrategien bedarf natürlich der Unterstützung durch fähige Berater.
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Eberspächer, Jörg (Hrsg.):
Die Zukunft der Printmedien
Berlin u.a.: Springer Verlag 2002. 246 Seiten, 39,95 EUR, ISBN 3- 540-43356-2
(vo) Dieses Buch dokumentiert einen gleichnamigen Kongress des "Münchener Kreises" Ende September 1991. 15 Referenten, zumeist Führungsmanager bekannter Verlage, entwickeln ihre Positionen zum Einfluss des Internets auf die Printbranche.
Einführend verweist Jörg Eberspächer darauf, dass die nichtphysische Wertschöpfung immer mehr Stufen der Printmedien-Produktion durchdringt. Durch nichtphysische Vorstufen werden Flexibilität und Effizienz gewonnen.
Arnold Bahlmann (Bertelsmann) skizziert die Buch-, Zeitungs- und Zeitschriftenmärkte. Auf dem weltweiten Medienmarkt habe Print einen Marktanteil von 40 Prozent. Bei den Zeitschriften werde der Markencharakter immer wichtiger, denn der Verdrängungswettbewerb nehme zu. Zudem hätten in Zukunft nur die Marktführer Chancen auf lohnende Renditen, Zweit- und Drittplatzierungen würden unrentabel. Anna M. Theis-Berglmair sieht durch das Internet kein Auflösung der Grenzen zwischen Individual- und Massenkommunikation. Vielmehr finde hier "intertextuelle Kommunikation" statt, d.h. Texte interagieren miteinander. Die bisherigen Medienangebote entwickeln allerdings gattungsübergreifende Charakteristika im Netz, was die intermediäre Wettbewerbssituation verändere. Erfreulicherweise scheint auch Theis-Berglmair dem Lager anzugehören, das den Terminus "Online-Zeitung" als ungeeignet ablehnt.
Die Dichte dieser drei Beiträge wird in den folgenden Aufsätzen und Statements leider nicht immer erreicht. Mehrere Autoren schildern Geschäftsmodelle und die Redaktionspraxis in ihren Verlagen. Die Beiträge zur Entwicklung des Anzeigenschäftes (z.B. Gasser - Süddeutsche Zeitung) und der Rubrikenmärkte konnten die kräftige Talfahrt der Jahre 2001 und 2002 noch nicht voraussehen. Sehr anschaulich beschreibt Michael Grabner von Holtzbrinck das Auf und Ab der Branchenerwartungen und die wechselnden strategischen Überlegungen. Arnold de Kemp (Wiss. Springer-Verlag) verweist in seinem Beitrag über Fachzeitschriften darauf, dass man am Bildschirm nicht lese, sondern gucke. Er sei kein Lesegerät und daher für Bücher und lange Texte ungeeignet. Sehr gut und kompakt beschreibt Eckardt Bültermann (Egmont) die heutigen Marktbedingungen bei den Kindermedien.
Eher auf die Buchbranche zielen weitere Beiträge zu Online-Lexika, Print on Demand oder zur Digitalisierung von Bibliotheken.
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Altobelli, Claudia Fantapié (Hrsg.):
Print contra Online? Verlage im Internetzeitalter.
München: Reinhard Fischer 2002. 200 Seiten, 20 Euro, ISBN 3-88927-300-9
(vo) Dieser Sammelband dokumentiert die gleichnamige Tagung des Hamburger Forum Medienökonomie vom 17./18. Mai 2001. 14 Beiträge, davon acht aus dem wissenschaftlichen Bereich und sechs von Praktikern, gliedern sich in die vier Bereiche Strategien, digitale Publikationen, Cross Media und Finanzierung. Einige Aufsätze sind herauszuheben:
Der erste Beitrag von Claudia Altobelli benutzt dankenswerter Weise den präzisen Begriff "Online Publishing" und definiert ihn als "Platzierung redaktioneller Inhalte im Internet" (9). Im Überblick werden als jeweilige Geschäftsmodelle vorgestellt: Content, PR, eCommerce, Suchmaschine, Providing. Auf der Basis einer Befragung vom Oktober 2000 schildert Mike Friedrichsen die Erwartungen der Verlage. Damals gab es noch keinerlei Zweifel an den optimistischen Prognosen zu neuen Online-Geschäftsfeldern. Besonders im Druckgewerbe gibt es Veränderungen: Verschärfter Wettbewerb durch Überkapazitäten, sinkende Preise und damit Gewinnmargen, Konzentrationstendenzen. Die Digitalisierung verschiebt die Wertschöpfungskette hin zur Vorstufe, Druckereien werden zu Daten-Managern. Die Auswirkungen des Internets auf Zeitschriften sind eher positiv, hingegen auf Zeitungen leicht negativ, auf Anzeigenblätter stärker negativ. Veränderungen werden in den Bereichen Beschaffung, Vorstufe, Marketing und Vertrieb erwartet. Jan Schmidt beschreibt die Ergebnisse einer Anfang 2000 durchgeführten Befragung von Tagespresse-Verlagen. Die Geschäftsführungen haben schon damals überwiegend Komplementärstrategien angestrebt. Zwei Drittel der Befragten wertete kostenlosen Content als ein dauerhaftes Internetprinzip. Chruistian Hoffmann zeigt, wie digitale Publikationen Wertketten verändern: Ist eine empirische (Abschluss-) Arbeit als Kaufstudie vermarktbar, kann der Autor durch digitale Publikation 30 bis 50 Prozent der Erlöse erwirtschaften - eine Traumquote verglichen mit einer Buch-Autorenschaft, bei der wissenschaftliche Autoren oft noch Geld mitbringen müssen.Sven Dierks, Marktforscher beim "Spiegel" berichtet über ein Experiment der VDZ-Arbeitsgruppe "Pressemarkt Vertrieb" zur Kannibalisierung durch Internetauftritte. Der Verlauf legt nahe, dass bei identischen offline/online-Inhalt starke Verkaufseinbußen der Printausgabe auftreten. Bei teilidentischen Inhalten beschränkt sich der negative Effekt auf die Selten-Leser des entsprechenden Titels.
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Breyer-Mayländer, Thomas und Hans-Joachim Fuhrmann (Hrsg.):
Erfolg im neuen Markt. Online-Strategien für Zeitungsverlage.
Berlin: ZV Zeitungs-Verlag 2001. 264 Seiten, 32 DM, ISBN 3-929122-71-5
(vo) Vor fünf Jahren hieß die Einstiegs-Strategie der Verlage noch "Zeitungen Online". Heute ist sie durch eine Vielzahl unterschiedlichster Online-Engagements abgelöst. Dieses Spektrum will der vorliegende Bande praxisnah vermitteln, ohne Rezepte zu versprechen. 15 Autoren berichten in siebzehn Beiträgen über Entwicklungen, Erkenntnisse und Trends. Der Sammelband gliedert sich in die Kapitel "Zeitungsverlage im Online-Markt" (2 Beiträge), "Zielgruppengerechte Inhalte" (4 Beiträge), "Werbung" (4 Beiträge), "E-Commerce" (3 Beiträge) und "Globale und regionale Trends" (4 Beiträge).
Der erste Aufsatz ist ein Bilanz von Hans-Joachim Fuhrmann. Er bietet einen auf zwölf Seiten komprimierten, sehr kompetenten Rückblick. Lesenswert auch "Zukunftsstrategien der Zeitungsverlage" von Thomas Breyer-Mayländer. Seine Stichworte "Verändertes Marktumfeld", "Kernkompetenzen", "Kannibalisierungspotential bejahen", "Abkehr von der Zeitung im Netz", "Rolle des Content", "Kooperationen und Beteiligungsmanagement" kann man allesamt nur kräftig unterstreichen. Derselbe Autor beschreibt hiernach ebenso präzise Grundlagen der Marktforschung im Internet. Es folgen Daten zur Onlinenutzung von Andreas Werner. Zur richtigen Content-Strategie bringt Edgar Franzmann Fakten und Beispiele. Er zeigt auf, das auch im WWW die Kernkompetenzen der meisten Tagessites in der regionalen Berichterstattung liegen müssen. Möglichkeiten der Content-Kooperation z.B. durch Co-Branding diskutiert Katja Riefler auch unter Betrachtung des fortgeschrittenen US-Marktes.
Die vier Beiträge zur Werbung behandeln Vermarktungskonzepte, die Mediaplanung, das Spektrum der Werbeformen sowie Ad-Managementsysteme.
Das Thema E-Commerce eröffnet Georg Hesse mit einer Analyse der Rubrikenmärkte. Durch niedrige Marktzutrittsschranken und steigende Markttransparenz treten branchenfremde Anbieter in dieses Kerngeschäft der Zeitungsverlage ein, ganz besonders bei den Stellenanzeigen. Peter Kabel klopft die Marktchancen der Verlage im E-Commerce ab und stößt dabei auf viele Hindernisse. Ob regionale Verlagsplattformen auch Shopping-Malls sein sollen, diskutiert Thomas Löbel mit positivem Ergebnis. Er sieht dabei in der regionalen Logistik und im Vertrauensbonus für regionale Anbieter entscheidende Pluspunkte.
Das letzte Kapitel beginnt mit Blicken in die USA und nach Skandinavien. Michael Geffken bzw. Oliver Koehler zeigen in ihren Übersichten, dass die Refinanzierung von Online-Angeboten mit fortgeschrittener Internet-Verbreitung keineswegs leichter wird. Daraufhin werden ais Sicht des Netzwerk-Ökonomie-Ansatzes einige Publishing-Aspekte angerissen. Schließlich steht ein engagierter Beitrag von Joachim Türk zu den Vorteilen des Access-Providings durch regionale Zeitungsverlage am Ende des Sammelbandes.
Die hier versammelten Aufsätze bieten auf ganz überwiegend hohem Niveau dem Verlags-management von Tageszeitungen wesentliche Einblicke, Informationen und Hinweise zur strategischen Ausrichtung des eigenen Online-Geschäfts. Darüber hinaus können sich auch Journalisten, Wissenschaftler und Studierende durch diesen Sammelband trefflich über die Entwicklungen im Online-Business der Tagespresse-Verlage informieren.
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