Müller, Robert W. (Hrsg.):
Elektronisches Publizieren. Auswirkungen auf die Verlagspraxis
Wiesbaden: Harrassowitz 1998. 138 Seiten, 48 DM, ISBN 3-447-04031-9
(av) Dieser Sammelband bietet einen hilfreichen Querschnitt
durch die Anforderungen des Elektronischen Publizierens an die
Verlagspraxis. Zwar geben die meisten Beiträge Vorträge
wieder, die auf dem 4. Mainzer Kolloquium für Buchwissenschaft
im Januar 1997 gehalten wurden. Insofern ist das in den Beiträgen präsentierte
Zahlenmaterial inzwischen weitgehend veraltet.
Aber viele der behandelten strukturellen Aspekte sind heute unverändert
aktuell und bedenkenswert.
Die eher knapp gehaltenen Aufsätze befassen
sich mit den Bereichen Herstellung, Lektorat/Redaktion, Druck,
Marketing und Buchhandel sowie übergeordnet mit Urheberrechtsfragen
und mit der zukünftigen Zusammenarbeit von Verlagen mit Bibliotheken.
Einige Erkenntnisse aus dem reichhaltigen Material, in das auch
zwei Zusammenfassungen von Magisterarbeiten ("Digitaler Druck"
sowie "Der Einfluß Elektronischen Publizierens auf
den Verlagsalltag") eingeflossen sind:
- Die Herstellungsabteilung muß sich von der
Gestaltung traditionell abgeschlossener, einzelner Werke umorientieren
hin zu einer flexiblen Produktion "on the flow". Technisches
Know-how muß verlagsintern (wieder) aufgebaut werden, ein
Teil des Produktionsprozesses wandert damit zurück in die
Verlage.
- Marktpositionierungen von EP-Produkten müssen
sich an den Entwicklungen der Zielgruppen orientieren. Dies schließt
aber auch gezielte Maßnahmen ein, um die Akzeptanz elektronischer
Angebote in der Zielgruppe zu fördern.
- Das Internet beschleunigt die Verbreitung "grauer
Literatur", da jedermann seine Werke leicht und zu geringen
Kosten im Netz publizieren oder über das Netz verbreiten
kann. Dies gilt besonders für wissenschaftliche Texte.
- Die Hochschulbibliotheken dienen sich den Verlagen
als neuer EP-Vertriebsweg an.
- Der Digitaldruck wird herkömmlichen Druckverfahren
mittelfristig nur sehr begrenzt Marktanteile abnehmen. zurück |